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Wenn Schakal und Hund sich paaren

Erde|Umwelt

Wenn Schakal und Hund sich paaren
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Goldschakale kommen in Asien und Südosteuropa vor (Foto: Shimi Eni/ iStock)
Neben dem Wolf gibt es in Europa noch einen weiteren, wilden Hundeverwandten: den Goldschakal. Er breitet sich vor allem auf dem Balkan aus. In Kroatien haben Forscher nun zum ersten Mal wildlebende Mischlinge von Goldschakalen und verwilderten Haushunden nachgewiesen. Obwohl sich diese beiden Arten schon vor gut einer Million Jahren trennten, sind diese Mischlinge fruchtbar, wie deren Nachkommen belegen. Wie häufig solche Kreuzungen vorkommen und ob sie das Überleben der Schakale gefährden könnten, muss nun erforscht werden.

Die Verwandtschaft unserer Haushunde ist ebenso weit verteilt wie vielgestaltig: Sie reicht vom Kojoten Nordamerikas über die Schakalarten Afrikas bis hin zu den auch bei uns vorkommenden Wölfen. Weil diese zusammen mit dem Haushund eine Art bilden, sind Kreuzungen zwischen Wolf und Hund nicht nur problemlos möglich, sie kommen auch häufiger vor. Anders ist dies bei dem in Europa und Asien verbreitete Goldschakal (Canis aureus). Seine Vorfahren trennten sich schon vor gut einer Million Jahren von den Vorfahren der Wölfe und Haushunde ab, er bildet daher eine eigene Art. Ob sich wildlebende Goldschakale und Hunde daher kreuzen können – und ob sie es in freier Wildbahn tun, war daher bisher unbekannt. „Unseres Wissens nach gab es keine publizierten Fälle einer Hybridisierung von Goldschakalen und anderen Vertretern der Gattung Canis“, berichten Ana Galov von der Universität Zagreb und ihre Kollegen. Drei von Jägern in Kroatien erlegte Schakale ungewöhnlichen Aussehens haben dies nun geändert. Zu diesen gehörte ein Weibchen mit ungewöhnlich langen, runden Ohren und weißen Füßen, ein Männchen mit schwarzem Fell und ein Tier, das eher wie ein istrischer Schäferhund aussah als wie ein Schakal.

Mischlinge erster und zweiter Generation

Und tatsächlich: Genetische Analysen enthüllten, dass alle drei Tiere Mischlinge aus Haushund und Goldschakalen sind. Wie die Forscher berichten, handelt es sich bei dem Weibchen um die Tochter eines Schakal-Weibchens, das sich mit einem verwilderten Haushund gepaart hat. Der schwarze Mischling ist sogar schon ein Nachkomme aus der zweiten Generation von Hybriden: Seine Mutter war eine Schakalin, sein Vater ein Schakal-Hundemischling. „Damit könnte der Goldschakal sich in die Reihe der Caniden einordnen, die ihre Schwarz-Mutation durch Hybridisierung mit Haushunden erhielten, wie auch bei Grauwölfen und Kojoten der Fall“, sagen Galov und ihre Kollegen. Zudem belegt dieses Tier, dass die Hund-Schakal-Mischlinge fruchtbar sind. Der dritte Rüde ist ebenfalls ein Mischling der zweiten Generation, seine Eltern waren ein Haushund und eine Mischlingshündin. In allen drei Fällen paarte sich damit ein weiblicher Goldschakal oder ein Mischling mit einem männlichen Haushund. „Auch das passt zu den meisten bisher bekannten Fällen von Hybridisierung von wilden Caniden mit Haushunden“, so die Forscher.

Noch ist nicht klar, wie viele solcher Mischlinge aus Goldschakal und Haushund es auf dem Balkan gibt. Aber nach Ansicht der Wissenschaftler spricht einiges dafür, dass diese Hybridisierung zunehmen könnte. „Zum einen hat die Populationsdichte der Goldschakale auf dem Balkan zugenommen, das könnte ihren Kontakt mit wild umherstreunenden Haushunden erhöhen“, erklären Galov und ihre Kollegen. Denn von den Schakalen ist bekannt, dass sie sich durchaus auch in der Nähe menschlicher Siedlungen aufhalten, um dort Abfall und Essensreste zu fressen. Zum anderen werden in Kroatien im Winter viele Schakale von Jägern geschossen. Das könnte die natürliche Sozialstruktur der Rudel zerstören und Weibchen auf der Suche nach Paarungspartner „auf den Hund“ bringen. Welche Folgen diese zunehmende Hybridisierung für das Überleben der Goldschakale haben könnte, ist bisher unklar. „Die Häufigkeit der Hybridisierung und die Konsequenzen für die genetische Vielfalt und die Populationsfitness des Europäischen Goldschakals muss nun untersucht werden“, sagt Galov.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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