Einen ähnlichen Mechanismus haben Donna Maney und ihre Kollegen jetzt auch bei Weißkehlammern entdeckt, als sie einigen Weibchen Aufnahmen männlicher Gesänge vorspielten. Bei manchen der Töne handelte es sich um echte Balzgesänge, die anderen waren dagegen künstlich erzeugte Laute. Während die Weibchen den Gesängen lauschten, untersuchten die Forscher, wie sich die Tiere verhielten und welche Gene ihren Hörzentren aktiv waren. Das Ergebnis: Die meisten Weibchen reagierten auf die künstlichen Laute ebensowenig wie auf die Balzgesänge. Auch die Genaktivität und damit die Produktion von Eiweißen und Botenstoffen in ihren Hörzentren veränderte sich nicht deutlich.
Anders verhielt es sich jedoch bei Tieren, deren Östrogenspiegel künstlich erhöht wurde: Diese Weibchen begannen als Reaktion auf die Balzgesänge sofort mit ihrem eigenen Balzritual, während sie die synthetischen Pieptöne komplett ignorierten. Dieser Unterschied spiegelte sich auch in ihrem Hörzentrum wider: Hier war die Reaktion auf die Balzlaute ebenfalls sehr viel stärker als auf die anderen Töne. Zur Überraschung der Forscher wurde dazu jedoch nicht die Aktivität der für die Paarung wichtigen Gene erhöht, sondern die einer Reihe anderer Gene zurückgefahren. Dieses Filtersystem hilft den Vogelweibchen nach Ansicht der Wissenschaftler, irrelevante Informationen auszublenden und sich ganz auf die wichtigen Brutsignale zu konzentrieren. Sie vermuten, dass auch andere hormoninduzierte Verhaltensveränderungen auf ähnliche Mechanismen zurückgehen.