Aspirin hat auch deswegen einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System, weil es die Produktion des nützlichen HDL- Cholesterins erhöht. Das haben US-Forscher in einer Studie mit Mäusen gezeigt. Das HDL-Cholesterin gilt als wichtiger Schutzfaktor vor Arteriosklerose, da es schädliches LDL-Cholesterin, das sich in Blutgefäßwänden ablagern kann, abtransportiert. Die Forscher um Priscilla Jaichander von der Ohio-State-Universität in Columbus vermuten, dass das Stoffwechselprodukt Salicylat für die gefundene Wirkung verantwortlich ist. Bisher wurde der Aspirinwirkstoff Acetylsalicylsäure hauptsächlich wegen seiner blutgerinnungshemmenden Wirkung bei Patienten mit Arteriosklerose eingesetzt, um Herzinfarkten und Schlaganfällen vorzubeugen.
Acetylsalicylsäure hat vor allem zwei Effekte, konnten die Forscher in kultivierten Zellen nachweisen: Zum einen kurbeln bereits geringe Dosen die Produktion eines Enzyms namens Paraoxonase 1 (PON1) um das Siebenfache an, und zum anderen steigt durch den Wirkstoff die Menge von Apolipoprotein A1 (ApoA1). Beide Proteine sind Bestandteile des HDL-Cholesterins. ApoA1 trägt dazu bei, das schädliche LDL-Cholesterin aus dem Blut zu entfernen, und PON1 baut giftige Lipidperoxide ab, die durch den Angriff freier Radikale auf Zellmembranen und andere Zellkomponenten entstehen.
Die Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass es nicht nur der blutgerinnungshemmende Effekt der Acetylsalicylsäure ist, der den Folgen von Arteriosklerose entgegenwirken kann, so die Forscher. Sie scheint vielmehr auch einen direkten Einfluss auf die Bildung der arteriosklerotischen Plaques zu haben und somit aktiv die Verengung der Blutgefäße zu bremsen. Allerdings muss in weiteren Studien erst noch untersucht werden, ob dieser Mechanismus auch beim Menschen eine Rolle spielt. Abgesehen von den genannten Wirkungen der Acetylsalicylsäure wird der Wirkstoff auch als Schmerzmittel, zur Fiebersenkung und als Entzündungshemmer eingesetzt.
Priscilla Jaichander (Ohio State Universität in Columbus, USA) et al.: Journal of Lipid Research, Bd. 49, S. 2142 ddp/wissenschaft.de ? Sonja Römer