Bakterien vom Typ Thaurea aromatica haben eine geschickte Strategie entwickelt, um in giftigen Böden überleben zu können: Sie verwenden freie Radikale, deren Aggressivität normalerweise eine Gefahr darstellt, als Waffe gegen die Schadstoffe und wandeln diese dabei in eine Nahrungsquelle um. Das haben amerikanische Forscher bei Versuchen im Labor gezeigt. Diese Taktik könnte die Mikroben in Zukunft möglicherweise zu wichtigen Verbündeten bei der Reinigung kontaminierter Böden machen.
Das organische Lösungsmittel
Toluol, das unter anderem als Nebenprodukt bei der Öl-Raffinierung und bei der Verbrennung von Kraftstoffen freigesetzt wird, kann beim Menschen Nerven- und Nierenschäden auslösen sowie fruchtschädigend wirken. Da es im Gegensatz zu anderen organischen Substanzen relativ gut wasserlöslich ist, können Kontaminationen des Bodens auch zu einer Belastung des Trinkwassers führen. Wegen seiner stabilen chemischen Struktur sei es jedoch schwierig, Toluol mithilfe chemischer Methoden abzubauen, erklärt Studienleiter Neil Marsh von der Universität von Michigan.
Für Thaurea aromatica ist das dagegen überhaupt kein Problem. Die Mikroben haben nicht nur eine Möglichkeit gefunden, den Schadstoff unschädlich zu machen, sondern leben sogar ausschließlich davon. Der Trick: Sie versuchen nicht selber, die stabile chemische Struktur zu knacken, sondern überlassen diese Arbeit den aggressiven Radikalen. „Das ist eine sehr elegante Lösung eines schwierigen Problems ? auch wenn wir noch nicht wirklich verstehen, wie die Enzyme, die diese Reaktion katalysieren, arbeiten“, kommentiert Marsh.
Der Wissenschaftler will nun zusammen mit seinen Kollegen versuchen, andere Bakterien mit ähnlichen Fähigkeiten auszustatten und Thaurea aromatica auch für andere Schadstoffe zu interessieren. Dazu müsse die Reaktion des Toluol-Abbaus jedoch zuerst vollständig aufgeklärt werden, so der Forscher.
Mitteilung der Universität von Michigan, Ann Arbour
ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel