Das Prinzip: Die Probanden legten sich auf ein Bett und bekamen eine Display-Brille aufgesetzt, in die die Aufnahmen mehrerer Kameras projiziert wurden. Diese zeichneten jedoch nicht direkt aus dem Blickwinkel der Testteilnehmer auf, sondern standen neben dem Kopf der Probanden und filmten die Puppe, die auf einem weiteren Bett lag. Beim nach unten Schauen erschienen für die Testpersonen dadurch die Beine der Puppe dort, wo ihre eigenen Beine sein sollten. Verstärkt wurde der Effekt noch durch Berührungen, bei denen die Forscher ? für die Probanden sichtbar ? den Fuß der Puppe anfassten und gleichzeitig ? unsichtbar ? den echten Fuß des Teilnehmers berührten.
Auf diese Weise sei es gelungen, tatsächlich das Gefühl zu erzeugen, der Puppenkörper sei der eigene ? egal, ob es sich um den Riesen oder die Barbiepuppe gehandelt habe, berichten die Wissenschaftler. Die Illusion war so stark, dass den Probanden angst und bange wurde, wenn der Puppenkörper mit einem Messer bedroht wurde. Schon sehr schnell habe sich dann der erste Hinweis auf eine veränderte Größenwahrnehmung gezeigt: Die Probanden in der Barbie-Gruppe, erzählt Studienleiter Ehrsson, hätten nicht das Gefühl gehabt, sie seien extrem klein, sondern sie würden plötzlich in einer Welt leben, in der alles riesige Ausmaße habe. Diese subjektive Einschätzung konnten die Forscher dann anschließend in mehreren Experimenten bestätigen, in denen die Probanden etwa die Größe von Würfeln oder die Entfernung zu einem Objekt abschätzen sollten: Alle, die das Gefühl hatten, in einem kleinen Körper zu stecken, überschätzten Größe und Entfernung, während diejenigen, die scheinbar zum Riesen geworden waren, sowohl Größe als auch Entfernung für kleiner hielten als sonst.
Die Wissenschaftler konnten auch zeigen, dass das Gehirn dabei nicht etwa einfach die Größe der vermeintlich eigenen Beine in Relation zum Objekt setzte: Wenn die Illusion abgeschwächt wurde, indem die Forscher Puppe und Körper nicht gleichzeitig, sondern zeitlich versetzt berührten, verringerte sich auch der Effekt, obwohl die visuell wahrgenommene Szenerie original die gleiche war. Es komme also auf das Körpergefühl und nicht auf die optischen Eindrücke an, so die Psychologen.
Offenbar nimmt das Gehirn die Umgebung und die Größe der Objekte darin also nicht wie ein Videorekorder auf und gibt sie unverändert wieder, sondern bearbeitet die Sinneseindrücke noch. Interner Standard und Referenz ist dabei eindeutig immer der eigene Körper ? selbst wenn dessen Größe überhaupt nicht zu dem passt, was man durch Erfahrungen kennt. Die Wahrnehmung an den Körper anzupassen, erscheint dabei gar nicht so unsinnig, erläutert Ehrsson: Ein großer Mensch braucht zum Beispiel sehr viel weniger Schritte, um eine bestimmte Entfernung zurückzulegen als ein kleiner, so dass ihm der Aufwand geringer erscheint. Das spiegelt sich dann in der Wahrnehmung der Strecke wider ? sie wirkt für den großen Menschen kürzer und für den kleinen länger.
Auch Anwendungen sieht der Psychologe für den Effekt: Man könne sich vorstellen, dass in Zukunft Menschen ihr Körpergefühl auf einen Roboter projizieren und diesen dann wie ihren eigenen Körper bewegen können. Das sei sowohl im Kleinen wie im Großen denkbar: „Es ist theoretisch möglich, eine Illusion zu erzeugen, man sei ein mikroskopischer Roboter, der Operationen im menschlichen Körper durchführen kann ? oder aber ein Riesenroboter, der ein Atomkraftwerk nach einem Unfall repariert.“ Dennoch sei der Effekt sehr irritierend, etwa, wenn man andere Menschen sehe: „Auch wenn wir genau wissen, wie groß Menschen sind, sorgt die Illusion dafür, dass wir sie als Riesen wahrnehmen – das ist eine sehr bizarre Erfahrung.“