Mit welch raffinierter Zwei-Fronten-Strategie sich die aggressiven bösartigen Gehirntumore Gliome vor einer Zerstörung durch das Immunsystem schützen, haben amerikanische Forscher jetzt herausgefunden. Das Angriffsziel der Krebszellen sind dabei besondere vom Immunsystem ausgesandte Killer-T-Zellen. Das berichten Wissenschaftler vom „Cedars-Sinai Medical Center“ in Los Angeles im Fachmagazin Journal of Neuro-Oncology (Ausgabe vom 25. Juli).
Die erste Strategie der Tumorzellen reduziert die Anzahl funktionierender Killer-T-Zellen: Es erfolgt ein Angriff auf die Thymusdrüse, in der die Killerzellen heranreifen. Dadurch schrumpft die Drüse und ist nicht mehr in der Lage, ausreichend funktionierende Immunzellen freizusetzen. Die zweite Taktik der Krebszellen greift, wenn es doch einige Killerzellen bis in die Nähe des Tumors schaffen. Der Tumor aktiviert seine Nachbarn, die Endothelzellen. Diese setzen ein Eiweißmolekül frei, das zum Tod der Killerzellen führt.
Das Immunsystem besitzt zwar spezielle Abwehrzellen für diese Art Tumor, fanden die Forscher um Christopher J. Wheeler heraus. Deren Zahl wird jedoch durch die Zerstörung der Thymusdrüse schon so weit herabgesetzt, dass praktisch kein wirkungsvoller Gegenschlag des Immunsystems mehr stattfinden kann. Den Rest erledigen dann die Endothelzellen, schreiben die Mediziner.
Gliome oder Glioblastome sind Gehirntumoren, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO in die aggressivste Kategorie (IV) der Krebserkrankungen eingestuft werden. Sie wachsen extrem schnell und dringen dabei häufig in umliegendes Hirngewebe ein. Besonders in fortgeschrittenen Stadien gelten sie als praktisch unheilbar.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel