Um die räumliche Struktur des Genoms sichtbar zu machen, verklebten die Wissenschaftler jetzt eng im Zellkern beieinander liegende DNA-Stränge und identifizierten sie anschließend. ?Das Genom wird so in Millionen Stücke zerlegt und dann wieder zu einer räumlichen Karte zusammengestellt, die nachbarschaftliche Beziehungen zeigt“, erklärt Mitautor Nynke van Berkum das Verfahren. ?Wir haben sozusagen mit der Laubsäge ein dreidimensionales Puzzle hergestellt und es dann mit Computerhilfe wieder zusammengesetzt.?
Das 3-D-Modell verrate nun, dass die Zellen ihr Erbgut auf zwei Abteilungen verteilen, berichtet Job Dekker, Systembiologe an der Harvard Medical School. In der ersten befinden sich die aktiven Gene, leicht erreichbar für Proteine und andere Steuerelemente. Im zweiten Séparée steckt die passive DNA, die dafür sehr eng zusammengepfercht wird. Die einzelnen DNA-Moleküle wechseln je nach Anforderung zwischen der Fabrik und dem Ruheraum, wobei sich die jeweils aktiven Regionen annähern.
Für die Speicherung von Informationen hat die Natur eine zusätzliche superdichte knotenfreie Struktur geschaffen: Die DNA ballt sich in der sogenannten Fraktal-Kugel extrem dicht zusammen, ohne dass sie bei der Entfaltung für die Zellteilung behindert wird. Die Fraktal-Kugel-Architektur war als theoretische Möglichkeit schon vor über 20 Jahren diskutiert worden. Erst die Entwicklung des neuen Verfahrens, das die nachbarschaftlichen Beziehungen einzelner Gene offenlegt, hat nun Klarheit geschaffen.