Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Wie die DNA in den Kern passt

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Wie die DNA in den Kern passt
origami02.jpg
Das Origami-Konstrukt veranschaulicht die fraktale Anordnung von DNA-Strängen im menschlichen Zellkern: Durch die knotenfreie Verschachtelung ist die Erbgutinformation billionenfach dichter gepackt als die Bits auf einem Computerchip. Bild: Erik Demaine
US-Forscher haben erstmals ein dreidimensionales Modell des menschlichen Erbguts gebaut. Auf diese Weise kamen sie zwei Tricks auf die Spur, mit denen die Zelle es schafft, ihre zwei Meter lange Erbsubstanz im nur Millimeterbruchteile großen Zellkern zu verstauen: Zum einen organisiert die Zelle zwei Abteilungen, eine Art Ruheraum und eine Fabrik, in die sie jeweils die aktiven und die inaktiven Gene sortiert. Zum anderen formt sich die Erbsubstanz DNA zu einer perlenkettenartigen Struktur, die sich wiederum wie ein Wollknäuel verdrillt. Die Informationsdichte dieser Kugelstruktur ist Billionen Mal höher als die eines Computerchips. Die Organisation verhindert gleichzeitig, dass sich das Erbgut verheddert und die Zelle ihr eigenes Genom nicht mehr lesen kann.

Bisher rätselte die Wissenschaft, wie sich die Erbgutstränge mit ihren über drei Milliarden DNA-Basenpaaren so organisieren, dass sie in einen menschlichen Zellkern mit einem Durchmesser von einem Hundertstel Millimeter passen.
Um die räumliche Struktur des Genoms sichtbar zu machen, verklebten die Wissenschaftler jetzt eng im Zellkern beieinander liegende DNA-Stränge und identifizierten sie anschließend. ?Das Genom wird so in Millionen Stücke zerlegt und dann wieder zu einer räumlichen Karte zusammengestellt, die nachbarschaftliche Beziehungen zeigt“, erklärt Mitautor Nynke van Berkum das Verfahren. ?Wir haben sozusagen mit der Laubsäge ein dreidimensionales Puzzle hergestellt und es dann mit Computerhilfe wieder zusammengesetzt.?

Das 3-D-Modell verrate nun, dass die Zellen ihr Erbgut auf zwei Abteilungen verteilen, berichtet Job Dekker, Systembiologe an der Harvard Medical School. In der ersten befinden sich die aktiven Gene, leicht erreichbar für Proteine und andere Steuerelemente. Im zweiten Séparée steckt die passive DNA, die dafür sehr eng zusammengepfercht wird. Die einzelnen DNA-Moleküle wechseln je nach Anforderung zwischen der Fabrik und dem Ruheraum, wobei sich die jeweils aktiven Regionen annähern.

Für die Speicherung von Informationen hat die Natur eine zusätzliche superdichte knotenfreie Struktur geschaffen: Die DNA ballt sich in der sogenannten Fraktal-Kugel extrem dicht zusammen, ohne dass sie bei der Entfaltung für die Zellteilung behindert wird. Die Fraktal-Kugel-Architektur war als theoretische Möglichkeit schon vor über 20 Jahren diskutiert worden. Erst die Entwicklung des neuen Verfahrens, das die nachbarschaftlichen Beziehungen einzelner Gene offenlegt, hat nun Klarheit geschaffen.

Eric Lander (Broad Institute of Harvard und MIT) et al: Science, doi: 10.1126/science.1181369 ddp/wissenschaft.de – Rochus Rademacher
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Tho|ra|ko|to|mie  〈f. 19; Med.〉 operative Öffnung der Brusthöhle [<grch. thorax … mehr

Link  〈m. 6〉 1 〈umg.〉 Verbindung, Beziehung 2 〈IT; kurz für〉 Hyperlink … mehr

Jeep®  〈[dip] m. 6; Kfz〉 kleiner US–amerikanischer Geländekraftwagen (bes. für militärische Zwecke) [engl., Kurzform nach den Anfangsbuchstaben GP von general purpose (war truck) … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige