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Wie ein Hund einen Ball definiert

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Wie ein Hund einen Ball definiert
Ein Ball ist für uns ein kugeliges Ding ? seine Größe oder Oberflächenstruktur spielen keine Rolle. Für Hunde könnte es umgekehrt sein, darauf deuten Experimente britischer Forscher hin: Für die Vierbeiner ist die Form bei der Verknüpfung von Wörtern mit Objekt-Kategorien möglicherweise unwichtig. Sie orientieren sich dagegen an der Größe und der Beschaffenheit der Oberfläche.

Ein kleiner Gummiball, ein Medizinball oder der Erdball ? die Kategorie „Ball“ ist für unseren Verstand an die runde Form gebunden. Auf diese Weise verknüpfen bereits Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren Wörter mit Gegenständen, hatten bereits frühere Studien gezeigt. Gibt man ihnen beispielsweise ein U-förmiges Objekt und nennt es „Dax“, ordnen sie weitere Gegenstände mit der gleichen Form ebenfalls diesem Begriff zu, egal ob sie groß, klein, flauschig oder glatt sind. Emile van der Zee von der University of Lincoln und seine Kollegen wollten mit ihren Experimenten nun herausfinden, ob Hunde auf die gleiche Weise Objektkategorien entwickeln wie der Mensch. Dass die intelligenten Tiere prinzipiell Gegenstände Kategorien zuordnen können, hatten ebenfalls frühere Versuche bereits gezeigt.

Die Forscher führten die Studie mit dem fünfjährigen Border Colli ?Gable? durch. Diese Hunderasse ist bereits für ihr erstaunliches Talent bekannt, Wörter Gegenständen zuordnen zu können. Das bewies unter anderem 1999 der Border Colli ?Rico? in der Fernsehsendung ?Wetten, dass..??: Er konnte 77 Wörter den jeweiligen Spielzeugen zuordnen und die Gegenstände auf Kommando aus einem Nebenraum holen. Ähnliche Experimente führten die Forscher nun auch mit Gable durch. Das Konzept der Experimente entsprach dabei grundsätzlich dem der früheren Untersuchungen mit Kleinkindern.

Bring ?Dax?!

Zuerst lernte Gable, ein U-förmiges Standardobjekt mit plüschiger Oberfläche mit dem Wort ?Dax? zu verbinden. Bat man ihn nun, es aus einer Auswahl anderer Objekte zu holen, konnte er den Begriff ?Dax? problemlos dem richtigen Gegenstand zuordnen. Dann entfernten die Forscher aber das Originalobjekt aus der Auswahl. Stattdessen präsentierten sie dem Vierbeiner verschiedene Gegenstände unterschiedlicher Größe, Form und Oberflächenstruktur, die jeweils in einem Teilaspekt einer Eigenschaft des ursprünglichen Dax entsprachen ? also entweder dessen Form, Größe oder Oberflächenstruktur besaßen.

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Auf den Befehl ?Bring ?Dax?!? hin schleppte Gable nun nicht daxförmige Objekte an, sondern solche, die der Größe des Original-Dax entsprachen. Wurden diese wiederum aus der Auswahl entfernt, brachte der Hund stattdessen Gegenstände mit der gleichen plüschigen Oberfläche. Was der Mensch anhand der Form als daxartig interpretieren würde, ließ Gable also links liegen.

Der Mensch nimmt seine Umwelt in erster Linie durch das Sehen wahr, für Hunde spielt dieser Sinn dagegen eine etwas weniger wichtige Rolle. Möglicherweise liegt darin die Grundursache für den Unterschied, vermuten die Forscher. Wahrscheinlich verbindet der Hund mit einem Wort das Gefühl des Gegenstandes in seinem Maul. Dabei nimmt er dessen Größe und Oberflächenbeschaffenheit wahr. Diese Eigenschaften bilden in seinem Verstand dann die Kategorie für die jeweilige Bezeichnung. Was der Mensch bei einem Begriff im sprichwörtlichen Sinne ?vor Augen hat?, hat der Hund also möglicherweise ?im Maul?. Die Forscher betonen allerdings, dass die Ergebnisse nun durch weitere Untersuchungen mit mehreren Hunden bestätigt werden müssen. Denn theoretisch könnte es sein, dass nur Gable dieses Erkennungsmuster erlernt hat.

Emile van der Zee (University of Lincoln) et al. : Plos One, doi: 10.1371/journal.pone.0049382 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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