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Wie ein trojanisches Pferd kranken Hunden hilft

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Wie ein trojanisches Pferd kranken Hunden hilft
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Hund Oscar litt an einem aggressiven Tumor und sollte nur noch drei Monate zu leben haben. Dank eines neuen Wirkstoffs ging es ihm schon nach kurzer Zeit wesentlich besser. Foto: Crandall B. Huckins
Ein neuer Wirkstoff gegen Krebs tarnt sich als Vitamin B12, um unerkannt in Tumorzellen zu gelangen. In Tests an Hunden hat er sich bereits bewährt: Amerikanische Forscher beobachteten, dass Tumoren bei täglicher Verabreichung der Nitrosylcobalamin (NO-Cbl) genannten Substanz innerhalb weniger Monate erheblich schrumpften. Das neue Mittel macht Krebszellen zudem empfänglicher für andere Antitumormedikamente und verursacht nahezu keine Nebenwirkungen, versprechen die Wissenschaftler. Nach den positiven Ergebnissen bei den Tieren wolle man das Mittel nun möglichst bald beim Menschen testen, berichten Joseph Bauer und seine Kollegen.

Als eine Art Trojanisches Pferd bezeichnen die Forscher die Wirkungsweise von NO-Cbl: Tumorzellen benötigen aufgrund ihrer schnellen Vermehrung sehr viel Vitamin B12, deshalb entwickeln sie besonders viele Andockstellen für diese Moleküle. Wird nun ein Wirkstoff an ein Vitamin B12-Molekül gekoppelt, wird er für die Krebszellen geradezu unsichtbar und gelangt ungehindert ins Innere der Zellen. Bereits seit 1950 versuchen Forscher, diese Schwäche der Krebszellen auszunutzen. Bauer und seinem Team gelang dies nun, indem sie über Vitamin B12 Stickstoffmonoxid in die Zellen einschleusten.

Getestet haben sie die neue Verbindung bereits an drei todkranken Hunden. Die Besitzer der Tiere hatten sich an das Institut gewendet, weil den Tieren bis dato weder Chemotherapie noch Bestrahlung geholfen hatten. Das erste Versuchstier, der Bichon Frisé Oscar, litt an Analbeutel-Drüsenkrebs, konnte nicht mehr laufen und hätte eigentlich nur noch wenige Monate zu leben gehabt. Nachdem er zwei Wochen lang mit NO-Cbl behandelt worden war, lief er bereits wieder herum. Nach 15 Monaten war der Haupttumor um 43 Prozent zurückgegangen.

Auch zwei weitere Hunde sprachen gut auf die Behandlung an: Bei einem Riesenschnauzer mit Schilddrüsenkrebs ging der Tumor nach 10 Monaten um 77 Prozent zurück, bei einem Golden Retriever mit peripherem Nervenscheidentumor war nach neun Monaten eine Tumorrückbildung um 39 Prozent zu beobachten. Studienleiter Bauer betont, dass Hunde besonders viele Rückschlüsse auf die Wirksamkeit eines Wirkstoffes beim Menschen zulassen, da sie den gleichen äußeren Bedingungen ausgesetzt sind.

Joseph A. Bauer (Taussig Cancer Institute, Cleveland) et al.: Vortrag auf dem Jahrestreffen der American Chemical Society in Salt Lake City ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
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