Demnach geht die Schutzwirkung einer Schwangerschaft wohl nicht auf eine unterdrückte Körperabwehr zurück, sondern eher auf eine vermehrte Bildung von Myelin, erklären die Forscher. Verantwortlich dafür ist wohl das bereits während der Schwangerschaft gebildete Prolaktin: Wurde dieses Hormon nämlich den jungfräulichen Mäusen verabreicht, ähnelten ihre Werte nach kurzer Zeit denen ihrer trächtigen Artgenossen. Als nächstes wollen die Wissenschaftler testen, ob Prolaktin beim Menschen den gleichen Effekt hervorruft. Sie hoffen, dann schon in den nächsten Jahren mit klinischen Studien beginnen zu können.
„Die Entdeckung könnte die MS-Therapie einen echten Schritt weiterbringen“, glaubt die kanadische Neurologin Luanne Metz. Indem die Reparatur gefördert werde, könne nicht nur wie bisher der Verlauf der Krankheit verlangsamt, sondern auch eine echte Verbesserung der Symptome erzielt werden. Sollte sich der Erfolg dieses Ansatzes bei MS bestätigen, könnte das Hormon auch bei anderen neurologischen Störungen wie Verletzungen des Rückenmarks oder den Folgen eines Schlaganfalles eingesetzt werden. Weltweit leiden etwa 2,5 Millionen Menschen an der Autoimmunkrankheit MS. Durch die Zerstörung der isolierenden Myelinschicht der Nerven in Gehirn und Rückenmark funktioniert bei den betroffenen die Signalweiterleitung nicht mehr richtig und sie entwickeln Seh- und Empfindungsstörungen sowie Lähmungen. Was genau die Krankheit auslöst, ist nicht bekannt.