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Wie Kamele einen kühlen Kopf behalten

Erde|Umwelt

Wie Kamele einen kühlen Kopf behalten
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Bei Dromedarbullen ist die Brunft körperlich sehr anstrengend. Bild: Gordon Grigg, Jürgen Heuke und Birgit Dörges
Dromedarbullen bleiben buchstäblich cool, wenn sie mit ihren Rivalen um die Gunst der Weibchen wetteifern: Während der Brunft lassen sie ihren Körper über Nacht stärker auskühlen als sonst, hat ein Forscherteam beobachtet. Auf diese Weise können sie den Tag mit einer niedrigeren Körpertemperatur beginnen und halten dadurch die Belastungen durch das Posen und die Schaukämpfe länger aus, bevor sie Probleme mit Überhitzung bekommen. Schon ein Absenken der Körpertemperatur um ein halbes Grad Celsius beschert den Kamelbullen etwa eine halbe Stunde mehr Ausdauer, haben die Forscher errechnet.

Die meisten Kamele leben in Wüstengebieten und haben ausgeklügelte Strategien entwickelt, um mit Hitze und Trockenheit zurechtzukommen. So können sie beispielsweise Wassermangel extrem gut tolerieren, und sie rehydrieren ihre Körper schneller. Auch das in den Höckern gespeicherte Fett kann im Notfall Flüssigkeit liefern. Besonders spektakulär ist allerdings ihre Körpertemperaturregulation. Während sie normalerweise Wasser zum Kühlen über die Haut verdunsten lassen, aktivieren sie bei Wassermangel ein Notfallprogramm: Sie lassen ihren Körper in den Wüstennächten stärker auskühlen. Auf diese Weise kann ihre Körpertemperatur zwischen 34 und bis zu 42 Grad schwanken.

Doch offenbar setzen die Tiere dieses System nicht nur bei Wassermangel, sondern auch während der Brunft ein, konnten Gordon Grigg von der University of Queensland und seine Kollegen jetzt zeigen. Sie beobachteten eine Gruppe von 200 Dromedaren, die frei auf einer 20.000 Hektar großen Fläche 360 Kilometer nordwestlich von Alice Springs am Rand einer Wüste lebten. Einigen der Tiere implantierten die Wissenschaftler Temperatursensoren in die Bauchhöhle und beobachteten ihr Verhalten. Ergebnis: Während der Brunftzeit, die bei Dromedaren mehrere Monate dauern kann, lag die Minimalkörpertemperatur der Bullen, nicht aber der Kühe, im Schnitt 0,6 Grad Celsius tiefer als sonst. Trotzdem stieg die Temperatur tagsüber auf höhere Werte als normal, beobachteten die Forscher.

Die Brunft ist für die Bullen sehr anstrengend, erklären Grigg und sein Team. Sie müssen bestimmte Posen einnehmen, Schaukämpfe führen und hin und wieder sogar ernsthaft kämpfen. Dabei steigt ihre Körpertemperatur so stark an, dass die Tiere irgendwann zum Schutz vor Überhitzung ihre Schau abbrechen müssen. Je länger sie durchhalten und die Überhitzung vermeiden, desto größer sind ihre Siegchancen. Und der Sieg lohnt sich aus Sicht der Evolution durchaus: Der Gewinner kontrolliert einen Harem aus mehreren Weibchen und kann sich daher mit viel größerem Erfolg fortpflanzen als der Unterlegene. Die Kühlstrategie beschert den Tieren demnach indirekt mehr Nachwuchs, folgern die Forscher.

Gordon Grigg (University of Queensland) et al.: Royal Society Journal Biology Letters, doi:10.1098/rsbl.2009.0450 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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