Bei der Auswertung des Verhaltens zeigte sich zunächst der grundlegende Effekt der Voreinstimmung: Auf Glück eingestellte Probanden und erfolgreiche Glücksspieler waren risikobereiter. Hatten die Teilnehmer dagegen Pech gehabt, blieben sie zurückhaltend. Bei der Gruppe, die sich die Hände gereinigt hatte, stießen die Wissenschaftler dann auf eine ausgeprägte psychologische Wirkung des Säuberns: Sowohl der positive wie auch der negative Effekt der jeweiligen Voreinstimmung schwand deutlich, zeigten die Auswertungen der Einsätze im Glücksspiel oder der Entscheidungen in den experimentellen Szenarien.
Die Grundlage des Effekts ist laut den Forschern ein intuitiver Aberglaube des Menschen, der sich in vielen Verhaltensweisen widerspiegelt. Beispielsweise geben Glücksbringer manchen Menschen Zuversicht, oder sie üben Rituale aus, die sie mit Erfolg verknüpfen – das kann der Glücks-Stein in der Tasche sein oder der Kuss für den Ball vor dem Elfmeterschießen. Die Reinigung der Hände impliziert eine Geste des Entfernens oder Beseitigens – und diese Bedeutung manifestiert sich offenbar auch im Bewusstsein des Betreffenden, sagen die Wissenschaftler: Die körperliche Reinigung entfernt auch die geistige Einstellung und damit die Erwartung von Glück oder Pech.
Frühere Studien hatten bereits die bemerkenswerte Bedeutung des Händewaschens dokumentiert. Beispielsweise lässt sich der Ausdruck ?ich wasche meine Hände in Unschuld? auf einen realen Zusammenhang zurückführen: Haben Menschen ein schlechtes Gewissen, waschen sie sich nach der ?Missetat? deutlich häufiger die Hände, zeigten Experimente. Ähnliches gilt für Fehlentscheidungen, von denen sich Menschen ebenfalls unbewusst durch Händewaschen zu befreien suchen. Die aktuelle Studie erweitert nun dieses kuriose Forschungsfeld um den Aspekt des „abwaschbaren“ Glücks oder Pechs. Vorstellungen von Glück und Pech sind demnach offenbar sehr tief in der Psyche des Menschen verwurzelt, auch wenn sie sich dessen gar nicht bewusst sind, schlussfolgern Alison Jing Xu und ihre Kollegen.