Misshandlungen der Weibchen waren insgesamt sehr häufig, ergab die Auswertung: Im Schnitt wurde ein Weibchen, das in einer Gruppe von fünf Männchen lebte, einmal am Tag Opfer eines Gewaltausbruchs. Diese reichten von Drohgebärden wie dem Schütteln von Ästen über Hiebe und Schubsen bis hin zu Bissen und heftigem Prügeln. Besonders häufig richtete sich die Gewalt der Männchen dabei gegen die Weibchen, die bereits Junge hatten und gerade eine starke Schwellung am Hinterteil zeigten ? ein Zeichen dafür, dass sie sich in ihrer fruchtbaren Phase befanden. Am wenigsten erdulden mussten dagegen Weibchen ohne Junge, die nicht empfängnisbereit waren.
Dieses Muster spiegelte sich auch in der Häufigkeit der sexuellen Kontakte wider: Die Männchen paarten sich am häufigsten mit genau den Weibchen, denen sie am meisten Gewalt angetan hatten. Es handele sich daher definitiv nicht um zufällige Gewalttaten und auch nicht um Konkurrenzkämpfe um Futter, schließen die Forscher. Möglicherweise sei die Gewalt eine Strategie der Männchen, die sie der Promiskuität der Weibchen entgegensetzen: Ein Weibchen, das mit Schlägen unterworfen und kontrolliert wird, wird sich weniger bereitwillig mit einem anderen Männchen paaren, so dass die Wahrscheinlichkeit für eigenen Nachwuchs steigt. Ob das jedoch tatsächlich der Grund für die Gewalt unter den Schimpansen ist, sollen nun weitere Untersuchungen zeigen.