Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Wie Schimpansen ihre Lieblingspartnerinnen behandeln

Erde|Umwelt

Wie Schimpansen ihre Lieblingspartnerinnen behandeln
schimpanse01.jpg
Gewalt gegen bevorzugte Paarungspartnerinnen ist bei Schimpansen häufig.
Bei Schimpansen gehen Gewalt gegen Weibchen und sexuelle Anziehungskraft Hand in Hand, haben amerikanische Biologen beobachtet: Die Männchen schlagen, treten und beißen nicht nur am häufigsten die Weibchen, die sich gerade in ihrer fruchtbaren Phase befinden, sie paaren sich auch am häufigsten mit ihnen. Das zeigt nach Ansicht der Forscher, dass es sich bei den Misshandlungen eindeutig um eine Art der sexuellen Nötigung handelt. Ob diese Gewaltausbrüche jedoch dazu dienen, die Weibchen gefügig zu machen oder ob sie sie von der Paarung mit anderen Männchen abhalten sollen, können die Biologen um Martin Muller noch nicht sagen.

Um den Zusammenhang zwischen Gewalt und Sexualität zu untersuchen, beobachteten Muller und sein Team ein Jahr lang eine Gruppe freilebender Schimpansen im Kibale-Nationalpark in Uganda. Außerdem werteten sie Daten aus insgesamt zehn Jahren aus, in denen die Menschenaffen jeden Tag vom Erwachen bis zum Schlafengehen überwacht worden waren. Besonderes Augenmerk legten die Biologen dabei auf gewalttätige Szenen und Kopulationen zwischen Männchen und Weibchen.

Misshandlungen der Weibchen waren insgesamt sehr häufig, ergab die Auswertung: Im Schnitt wurde ein Weibchen, das in einer Gruppe von fünf Männchen lebte, einmal am Tag Opfer eines Gewaltausbruchs. Diese reichten von Drohgebärden wie dem Schütteln von Ästen über Hiebe und Schubsen bis hin zu Bissen und heftigem Prügeln. Besonders häufig richtete sich die Gewalt der Männchen dabei gegen die Weibchen, die bereits Junge hatten und gerade eine starke Schwellung am Hinterteil zeigten ? ein Zeichen dafür, dass sie sich in ihrer fruchtbaren Phase befanden. Am wenigsten erdulden mussten dagegen Weibchen ohne Junge, die nicht empfängnisbereit waren.

Dieses Muster spiegelte sich auch in der Häufigkeit der sexuellen Kontakte wider: Die Männchen paarten sich am häufigsten mit genau den Weibchen, denen sie am meisten Gewalt angetan hatten. Es handele sich daher definitiv nicht um zufällige Gewalttaten und auch nicht um Konkurrenzkämpfe um Futter, schließen die Forscher. Möglicherweise sei die Gewalt eine Strategie der Männchen, die sie der Promiskuität der Weibchen entgegensetzen: Ein Weibchen, das mit Schlägen unterworfen und kontrolliert wird, wird sich weniger bereitwillig mit einem anderen Männchen paaren, so dass die Wahrscheinlichkeit für eigenen Nachwuchs steigt. Ob das jedoch tatsächlich der Grund für die Gewalt unter den Schimpansen ist, sollen nun weitere Untersuchungen zeigen.

Martin Muller (Universität Boston) et al. Proceedings of the Royal Society B, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2006.0206 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Li|nie  〈[–nj] f. 19〉 I 〈zählb.〉 1 Strich 2 〈Math.〉 zusammenhängendes eindimensionales Gebilde, z. B. Gerade … mehr

ag|ro…, Ag|ro…  〈in Zus.〉 die Landwirtschaft betreffend, landwirtschafts…, Landwirtschafts… [<grch. agros, … mehr

Hei|de  〈f. 19; Bot.〉 1 flache, baumlose, sandige, mit Gräsern u. kleinen Sträuchern bewachsene Landschaft; Sy Heideland … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige