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Wollen die Weltherrschaft: Parasitische Wolbachia-Bakterien

Erde|Umwelt

Wollen die Weltherrschaft: Parasitische Wolbachia-Bakterien
Wolbachia-Bakterien sind Meister der Manipulation: Haben sie einmal eine bestimmte Schlupfwespenart infiziert, können diese Insekten nur noch weiblichen Nachwuchs produzieren. Außerdem übertragen die infizierten Larven die Bakterien auf andere Larven ? auch wenn die nicht zur gleichen Wespenart gehören. Das berichtet ein internationales Forscherteam in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2003.2640).

Bei Wespen schlüpft ? genau wie bei Honigbienen ? aus unbefruchteten Eiern normalerweise ausschließlich männlicher Nachwuchs, während befruchtete Eier immer Weibchen hervorbringen. Diese Regelung gefällt dem parasitischen Bakterium Wolbachia jedoch nicht besonders, denn es kann sich nur über die Eier seines Wirts und nicht über die Spermien fortpflanzen. Daher hat es sich mehrere Tricks ausgedacht, um das Geschlechterverhältnis zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Den wohl ausgefeiltesten dieser Tricks wendet das Bakterium beispielsweise bei Schlupfwespen der Art Trichogramma an: Es manipuliert die Entwicklung der Eier, so dass sowohl aus befruchteten als auch aus unbefruchteten weibliche Nachkommen schlüpfen.

Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, eine Infektion mit Wolbachia könne nur von der Mutter auf die Tochter übertragen werden. Dem widersprechen jedoch die Ergebnisse von Thies Huigens von der Universität in Wageningen (Niederlande) und seinen Kollegen aus Brasilien und Kalifornien: Sie beobachteten, dass sich auch Wespenlarven mit den frechen Bakterien infizieren konnten, wenn sie sich einen Futterquelle mit bereits verseuchten anderen Larven teilten. Dabei steckten sich sowohl Angehörige der gleichen Art als auch Individuen unterschiedlicher Spezies gegenseitig an.

Wissenschaftler schätzen, dass zwischen 17 und 76 Prozent aller Insekten mit Wolbachia infiziert sind. Die ausgeklügelten Strategien, die sich die Mikrobe im Lauf ihrer Evolution ausgedacht hat, um sich möglichst erfolgreich fortzupflanzen, versetzen Forscher immer wieder in Erstaunen. Huigens und Kollegen hoffen nun, mithilfe ihrer Ergebnisse neues Licht auf den evolutionären Verlauf von Wolbachias Stammesgeschichte werfen zu können.

ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel
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