Seekühe führen in den Flachgewässern vor Florida ein noch riskanteres Leben als bislang angenommen: Ihre Knochen sind so brüchig wie Porzellan, haben Forscher der Universität von Florida in Gainesville nun herausgefunden. In Kollisionen mit Schiffen brechen die Rippen der Meeressäuger daher sehr leicht. Nach den Ergebnissen des Veterinärmediziners Roger Reep haben die Knochen keine Hohlräume für das Knochenmark, und die dichte Knochensubstanz hält den extremen Druckbelastungen einer Kollision nicht stand. Da Schiffsunfälle zu den häufigsten Todesursachen bei Seekühen zählen, sollten die Bootsgeschwindigkeiten auf ausgewiesenen Wasserflächen angepasst werden, fordern die Forscher in einer Mitteilung der Universität Florida.
Um die Stabilität der rund ein Kilogramm schweren Seekuhrippen zu testen, schleuderten sie ein fünf mal zehn Zentimeter messendes Brett gegen einen Seekuhknochen. Dadurch entstand ein gerader Riss, der den gesamten Knochen durchzog. Würden die Knochen der Tiere wie die der meisten anderen Säugetiere Hohlräume enthalten, würde sich die Spannungsenergie besser verteilen und die Wahrscheinlichkeit für Brüche deutlich sinken, erklärt Reep. Mit Spannungssensoren bestimmten die Forscher außerdem die Belastungsverteilung über den Knochen. „Damit bekommen wir einen Anhalt, bei welchen Kollisionsenergien der Knochen bricht“, erläutert Reep. Allerdings sei noch ungeklärt, wie sehr ein Stoß schon durch das Gewebe um die Rippen abgefedert wird, meint der Forscher.
Rund 3000 Seekühe leben heute noch in freier Natur, überwiegend in den Flachgewässern um Florida. Seit 1967 sind die pflanzenfressenden Säuger unter Naturschutz gestellt. Die friedlichen Tiere leben ausschließlich im Wasser und haben keine natürlichen Feinde. Nur Kollisionen mit Schiffen und Verletzungen durch Schiffspropeller setzen ihnen zu: Im Zeitraum von 1974 bis 2004 forderten sie 1164 Todesopfer unter den Tieren.
ddp/wissenschaft.de – Martin Schäfer