Die Forscher untersuchten Exemplare von zwei Stachelmausarten, die sie in Afrika selbst eingefangen hatten. Oft hatten sie den putzigen Nagern dabei bereits unabsichtlich die Haut vom Leibe gerissen, berichten Ashley Seifert und seine Kollegen. Spätere Vergleiche dokumentierten dann das Ausmaß der Empfindlichkeit: An der Rückenhaut einer Hausmaus muss man im Vergleich zur Stachelmaus 77 mal kräftiger reißen, damit sich ein Stück Haut löst. Das gehäutete Areal kann bei Stachelmäusen bis zu 60 Prozent der Rückenfläche umfassen.
Aus Sicht der Medizin ist allerdings die Fähigkeit der Tiere, die Wunde zu schließen, noch weitaus spannender. Den Untersuchungen zufolge bildet sich innerhalb von 30 Tagen nach der Verletzung wieder voll funktionstüchtige Haut über dem betroffenen Bereich – einschließlich Haarfollikeln, aus denen das Fell erneut sprießt. Die Heilungssysteme der Hausmaus sind nicht annähernd zu solchen Erfolgen fähig, zeigten vergleichende Untersuchungen. Das betrifft nicht nur den Mäuserücken: Auch ein ins Ohr gestanztes Loch schließt sich bei Stachelmäusen vollständig, bei der Hausmaus bleibt es hingegen offen.
Detailanalysen der Forscher legen nahe, dass der ungewöhnlichen Regenerationsfähigkeit Mechanismen zugrunde liegen, die bereits von Untersuchungen zur Rückbildung von Gliedmaßen bei Amphibien bekannt sind. Weitere Untersuchungen zu den Geheimnissen der Wundheilung bei Stachelmäusen könnten somit vielleicht einmal der regenerativen Medizin zugutekommen, sagen die Forscher – beispielsweise im Rahmen von Therapien zur Behandlung von Hautverletzungen oder generell zur Verbesserung der menschlichen Narbenbildung.