Eine Unachtsamkeit genügte, und im Bäckerhaus in der Altschmiedestraße in Rostock brach das Feuer aus. Es war der Morgen des 11. August 1677, etwa um halb neun. Die herbeieilenden Helfer konnten nicht verhindern, dass die Flammen auf die Nachbargebäude übersprangen. Gelagertes Holz und ungemahlenes Getreide brannten wie Zunder, und der starke Südostwind, der an diesem Tag wehte, tat ein Übriges: Bald war das Stadtgebiet zwischen Petri- und Nikolaikirche ein brennendes Inferno. Von dort fraß sich das Feuer weiter in die Altstadt. Löscharbeiten kamen nur schleppend voran, es fehlte unter anderem an Gerätschaften, mit denen man Löschwasser hätte herbeischaffen können.
Nach 30 Stunden flaute der Wind ab. Der Brand konnte nun so weit unter Kontrolle gebracht werden, dass wenigstens das Rathaus und die Marienkirche, die Hauptkirche Rostocks, verschont blieben. Starker Regen half den Bewohnern, die letzten Brände zu löschen. Doch es bot sich ihnen ein Bild der Verwüstung: Von 2000 Häusern waren etwa 700 abgebrannt, die meisten davon in der Mittel- und Altstadt. Auch die Kirche des Katharinenklosters war ein Raub der Flammen geworden. Der historische Stadtkern der einst blühenden mittelalterlichen Hanse-Metropole war damit weitgehend zerstört. Die Katastrophe beschleunigte den wirtschaftlichen Niedergang der Stadt, der bereits mit den
Wirren des Dreißigjährigen Kriegs eingesetzt hatte.