Zum beeindruckenden Gebäudekomplex des Prager Burgbergs gehört auch ein runder Befestigungsturm, der „Daliborka“ genannt wird. Legenden erzählen, ein böhmischer Ritter namens Dalibor sei dort eingekerkert gewesen und habe mit seinem Geigenspiel die zuhörenden Menschen berührt. Diesen Ritter, dem der Turm seinen Namen verdankt, gab es wirklich. Er hieß Dalibor von Kozojedy und stammte aus einem alten böhmischen Rittergeschlecht. Er trat historisch in Erscheinung, als sich am 13. August 1496 die Bauern des nordostböhmischen Dörfchens Ploskovice gegen ihren Grundherren Adam Ploskovský von Drahonice erhoben. Die Hussitenkriege der vorangegangenen Jahrzehnte hatten der Landbevölkerung stark zugesetzt, und sie stöhnte unter immer neuen Lasten und Frondiensten. Entschlossen kündigte man in Ploskovice dem Grundherren den Dienst auf und wandte sich einem neuen Herrn zu: Dalibor von Kozojedy. Doch Adam Ploskovský hatte das Landrecht und den böhmischen König Vladislav II. auf seiner Seite. Der Aufstand wurde niedergeschlagen, Dalibor in der Prager Burg eingekerkert und 1498 hingerichtet. In der Überlieferung galt er zunächst als habgieriger Raubritter. Erst spätere Legenden und insbesondere Bedřich Smetana, der Dalibors Schicksal in der gleichnamigen Oper vertonte, schufen im 19. Jahrhundert das romantisch verklärte Bild eines selbstlosen Bauernbefreiers und Nationalhelden.
13.08.1496
Bauernaufstand in BöhmenTeilen: