Die Zeichen waren alarmierend: Bei sinkendem Bruttoinlandsprodukt erreichte die Zahl der Arbeitslosen in Westdeutschland mit einer halben Million Menschen einen neuen Höchststand. Alles deutete darauf hin, dass das Wirtschaftswunder unaufhaltsam seinem Ende entgegen ging. Die fast unlösbare Aufgabe der ersten Großen Koalition von Union und SPD bestand nun darin, einen möglichst hohen Beschäftigungsstand und gleichzeitig Preisstabilität sowie Wirtschaftswachstum zu sichern. Der unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger amtierende Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller (SPD) versuchte die Trendumkehr durch einen Abstimmungsprozess zwischen den maßgeblichen Akteuren auf der Basis verlässlicher Prognosen.
So kam es am 14. Februar 1967 zum ersten Treffen der „Konzertierten Aktion“ von Gewerkschaften, Unternehmerverbänden, Wissenschaft und Regierung. Doch schon früh zeichneten sich in den Gesprächsrunden die ersten Bruchlinien ab: Die Gewerkschaften wehrten sich gegen Eingriffe in die Tarifautonomie. Dennoch kam es ganz im Sinn der Unternehmensverbände zu Absprachen, die zunächst nur moderate Lohnerhöhungen zur Folge hatten. Mit dem unerwarteten Aufschwung der Wirtschaft von 1968 an aber drängte die Arbeiterschaft wieder auf Lohnerhöhungen. Die „Konzertierte Aktion“ wurde schließlich 1977 offiziell für beendet erklärt, zumal auch die Wissenschaft keine verlässlichen Prognosen zur Wirtschaftsentwicklung liefern konnte.