Der Gedanke, sich mit dem Untergang des Römischen Reichs zu befassen, kam Edward Gibbon in Rom unter dem Eindruck der Ruinen, die von der einst großen Geschichte zeugten. Doch erst Jahre später begann er, in seiner englischen Heimat sein Werk auszuarbeiten.
Als am 17. Februar 1776 der erste dickleibige Band von „The History of the Decline and Fall of the Roman Empire“ erschien, wurde er sofort ein Erfolg. Gibbon hatte die antiken Quellen genau studiert und war mit den einschlägigen italienischen und französischen Abhandlungen des 17. und 18. Jahrhunderts vertraut. Moderner Quellenkritik kann Gibbons Werk zwar nicht genügen, doch es gelang ihm manch scharfsinnige und zutreffende Beobachtung historischer Zusammenhänge. Mehr noch als die bemerkenswert intensive Auswertung der Quellen aber war Gibbons
literarisches Talent für den Erfolg seines monumentalen Werkes verantwortlich, dessen sechster und letzter Band 1789 erschien. Der Leser hielt eine Darstellung der Geschichte des Römischen Reichs von der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. einschließlich der byzantinischen Geschichte bis zum Fall Konstantinopels 1453 in Händen, eine Geschichte, die der Autor nicht selten mit beißendem Sarkasmus kommentiert. Doch schon Gibbons Zeitgenossen übten auch Kritik: Noch nie hatte ein Historiker derart unverblümt und kritisch dem Christentum die (Mit-)Schuld am Untergang des Römischen Reichs gegeben.