Herausragende Dichter nach antikem Brauch mit dem Lorbeerkranz zu krönen und als „poeta laureatus“ auszuzeichnen, dies griff man vor allem in der italienischen Renaissance wieder auf. 1487 wurde dem ersten Deutschen diese hohe Ehre zuteil: Aus den Händen Kaiser Friedrichs III. empfing Conrad Celtis am 18. April dieses Jahres auf dem Nürnberger Reichstag den Lorbeerkranz und durfte sich nun „gekrönter Dichter“ nennen. Friedrich III. ehrte damit das literarische Werk des Winzersohns aus dem fränkischen Wipfeld, der mit bürgerlichem Namen Konrad Bickel hieß. Vom Humanismus inspiriert, mit dem er bereits während seines Studiums in Heidelberg in Berührung gekommen war, führte Bickel bald nur noch eine latinisierte Form seines Namens und wirkte als Conradus Celtis Protucius.
Ausgedehnte Bildungsreisen hatten ihn unter anderem bereits nach Ungarn und Italien geführt. Sein Interesse galt der antiken Literatur, insbesondere Ovid und Horaz, aber auch der bildenden Kunst, der Mathematik, Astronomie und Geographie. Stets strebte er danach, Poesie und Naturforschung in seinem Werk zu verbinden. Die Dichterkrönung machte den Universalgelehrten Celtis, den man bald als „Erzhumanisten“ bezeichnete, berühmt. Nachdem er bereits in Erfurt und Ingolstadt Poetik gelehrt hatte, führte ihn seine letzte Lebensstation nach Wien. Kaiser Maximilian I. berief ihn 1497 als Ordinarius für Rhetorik und Poetik an die dortige Universität. Celtis starb 1508 in der Donaustadt.