Bei den franziskanischen Minderbrüdern in Parma fand der Handwerker Gerardo Segarelli um 1250 keine Aufnahme, obgleich er sich nach einem Leben in apostolischer Armut sehnte. Doch Segarelli gab nicht auf, verkaufte alles, was er besaß, und zog als Bußprediger umher. Bald schlossen sich ihm Menschen an, die sein Leben in Armut und Frömmigkeit teilten. Die Gruppe nannte sich „Pauperes Christi“ (die Armen Christi) oder „Minimi“ in Anlehnung an die franziskanischen Minderbrüder („Fratres minores“) – noch demütiger als Ordensgründer Franziskus von Assisi wollten sie sein.
Doch im Gegensatz zu den Bettelorden konnten sich die religiösen Strömungen, die außerhalb der Kirche ein Leben in apostolischer Armut führen wollten, nicht auf den Segen des Papstes berufen. Segarelli und seine „Apostelbrüder“ erschienen zwar friedlich, aber dass sie unautorisiert den Menschen predigten, rief bald die Amtskirche auf den Plan. 1280 wurde Segarelli von Obizzo Sanvitale, Bischof von Parma, kurzzeitig inhaftiert. Doch auch ein Verbot der „Pauperes Christi“ durch den Papst konnte die Bewegung nicht mehr stoppen. Segarelli wurde als rückfälliger Häretiker zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt und schließlich am 18. Juli 1300 in Parma auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. Sein Tod markierte einen Wendepunkt für seine Anhänger, die sich unter ihrem neuen Anführer Fra Dolcino nun offen radikalisierten.