„Die letzten Stunden vor dem Weltuntergang“, so lautete die Bildunterschrift einer Postkarte von 1910. Den Anlass dazu gab der Halley’sche Komet. Er näherte sich am 19. Mai des Jahres auf seiner 76 Jahre dauernden kosmischen Umlaufbahn wieder seinem erdnächsten Punkt. Dabei bewegte er sich mit 70 Kilometern pro Sekunde und in einer Entfernung, die das 117-fache der Erde-Mond-Distanz betrug. In kosmischen Dimensionen kam er der Erde tatsächlich sehr nah. Die geringe Entfernung zur Sonne führte dazu, dass seine Leuchtkraft so hell war, dass er auch am Tag sichtbar war.
Für die Menschen stand fest, dass sich am Himmel ein unheilvolles Zeichen zeigte. Überall verbreitete sich eine regelrechte Kometenfurcht. Kam es zum Zusammenstoß mit der Erde? Verbreitete der Schweif giftige Gase? Ferngläser, Sauerstoffflaschen und Gasmasken waren bald ausverkauft. Es sollte sich keine der Befürchtungen bewahrheiten. Stattdessen machten einige findige Geschäftsleute und Scharlatane mit der Hysterie der Menschen Kasse.
Dabei hätte man es wissen können. Der Schweifstern zählte aufgrund seiner markanten Leuchtkraft am Himmel zu den ältesten bekannten astronomischen Überlieferungen. Es war schließlich der Astronom Edmond Halley, der die Periodizität des Kometen erkannte und zu seinem Namensgeber wurde. Wenn Halleys Berechnungen stimmen, wird sich „sein“ Komet wieder 2061 am Himmel zeigen.