Zu Anfang des 18. Jahrhunderts bestimmte das Ringen um das Erbe des kinderlos gestorbenen spanischen Königs Karl II. die Politik der europäischen Mächte. Als Verbündeter Frankreichs hatte sich der bayerische Kurfürst Max Emanuel Kaiser Joseph I. zum Feind gemacht und 1704 eine schwere militärische Niederlage durch ihn hinnehmen müssen. Bayern wurde in der Folge von habsburgischen Truppen besetzt. Vor allem die einfache Bevölkerung litt schwer unter Übergriffen der Besatzer, die Zwangsrekrutierungen für das kaiserliche Heer durchführten. Von Niederbayern ausgehend, formierte sich ein Volksaufstand der Handwerker, Bauern und Tagelöhner gegen die Fremdherrschaft.
Organisiert als kurbayerische Landes-defension, gelang es den Heerhaufen der Aufständischen, sich wichtiger Städte in Niederbayern, der Oberpfalz und im östlichen Oberbayern zu bemächtigen. Gleichzeitig organisierte die Landesdefension auch einen Kongress in Braunau am Inn. Vertreter des bayerischen Adels, des Klerus, der Bürger und Bauern traten dort am 21. Dezember 1705 mit gleichem Stimm- und Rederecht zusammen und riefen einmütig zum Widerstand gegen die Fremdherrschaft auf. Diese Braunauer Versammlung gilt als erstes freies Parlament in Bayern. Dass es fast vergessen ist, mag an der „Sendlinger Mordweihnacht“ vom 25. Dezember 1705 liegen: Bei diesem Massaker fand der bayerische Aufstand bereits ein blutiges Ende.