Es war Heiligabend 1299. Mit dem Weihnachtsfest begann nach mittelalterlicher Gepflogenheit auch das neue Jahr. Diesmal hatten sich weit mehr Pilger als sonst in Rom eingefunden. Dem kommenden Jahr haftete nicht nur der Zauber der runden Zahl an: Die Menschen an der Schwelle des neuen Jahrhunderts hofften auf ein Zeichen, einen besonderen Gnadenakt der Kirche, und strömten nach Rom. Papst Bonifaz VIII. beobachtete all dies über Wochen mit Staunen und reagierte schließlich am 22. Februar 1300 mit der Bulle „Antiquorum habet fida relatio“, in der er das Jahr 1300 zu einem Jubeljahr ausrief. Er berief sich auf das Alte Testament, dem zufolge die Israeliten nach jeweils sieben mal sieben Jahren ein Festjahr begehen sollten. Von der Loggia der Petersbasilika verkündete er einen vollkommenen Ablass der Sündenstrafen für alle, die in diesem Jahr die beiden Apostelgräber im Petersdom und in der Basilika St. Paul vor den Mauern Roms besuchten. Bonifaz begründete damit die Tradition der christlichen „Heiligen Jahre“, die vom Papst zunächst alle 100 Jahre ausgerufen wurden, dann alle 50, 33 und heute alle 25 Jahre, dazu kommen außerordentliche Heilige Jahre. Für Rom bedeutete das erste Heilige Jahr 1300 einen Verkehrskollaps. Wer zur Petersbasilika wollte, musste über das Nadelöhr Engelsbrücke, für die eigens eine Einbahnstraßenregelung eingeführt wurde. Gleichzeitig wurde die Öffnung an der Leoninischen Stadtmauer bei der Engelsburg für den Massenzustrom erweitert. Die genaue Zahl der Rom-Pilger im Jahr 1300 kann nicht angegeben werden, doch war die Stadt mit ihren etwa 50 000 Einwohnern mit deren Versorgung heillos überfordert.
22.02.1300
Papst ruft erstes Jubeljahr ausTeilen: