Während des Ersten Weltkriegs hatte der Sozialist Aristide Briand als französischer Ministerpräsident die Annexion des Rheinlandes und der Saar gefordert. Doch mit Kriegsende war er mehr und mehr davon überzeugt, dass ein strenger Friedensvertrag mit Deutschland Ausgangspunkt für einen Revanchekrieg werden könnte. 1917 trat Briand zurück, doch 1921 wurde er erneut Ministerpräsident. Als es um die Frage der deutschen Reparationszahlungen ging, scheiterte er mit einem Kompromissvorschlag. Angesichts von 1,3 Millionen französischen Soldaten, die in den Materialschlachten des Grabenkriegs gestorben waren, konnte man der französischen Bevölkerung eine gemäßigte Politik gegenüber Deutschland nicht vermitteln.
Am 22. Januar 1922 trat Aristide Briand daher als Ministerpräsident zurück. Im Amt folgte ihm der aus Lothringen stammende Raymond Poincaré, dessen Heimatregion durch den Krieg besonders gelitten hatte. Nun verschärfte sich sogleich der Kurs Frankreichs gegenüber seinem östlichen Nachbarn: 1923 erfolgte die Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen. Ein deutsch-französischer Ausgleich schien in weite Ferne gerückt, doch als Außenminister verhandelte Briand 1925 die um Normalisierung bemühten Verträge von Locarno. Zur Wür-digung seiner Bemühungen um die französisch-deutsche Verständigung erhielt Briand gemeinsam mit dem deutschen Außenminister Gustav Stresemann im Jahr 1926 den Friedensnobelpreis.