Am 23. Dezember 1572 trug sich auf dem Heidelberger Marktplatz ein grausames Schauspiel zu. Der protestantische Theologe Johannes Sylvanus wurde – vor den Augen seiner Kinder – wegen angeblicher Häresie mit dem Schwert hingerichtet. Sylvanus war 1559 zum Luthertum übergetreten und erwarb sich einige Jahre später die Gunst des reformierten Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz, in dessen Dienste er als Pfarrer trat.
Sylvanus war jedoch ein Gegner der strengen calvinistischen Kirchenzucht, die der Kurfürst einführte. Stattdessen wuchsen in ihm immer stärkere Zweifel an der Lehre der Dreifaltigkeit (Trinität) Gottes. Er schloss sich mit den Antitrinitariern Jacob Suter, Matthias Vehe und Adam Neuser zusammen. 1570 soll er ein antitrinitarisches Glaubensbekenntnis verfasst haben, welches jedoch nicht überliefert ist. Im selben Jahr entdeckte man Briefentwürfe – unter anderem an den Sultan des Osmanischen Reiches –, die starke antitrinitarische Tendenzen aufwiesen. Daraufhin wurden
Sylvanus und Vehe, später auch Suter, verhaftet. Neuser konnte sich nach Konstantinopel absetzen und konvertierte dort zum Islam. Vehe und Suter wurden nach Haft und Folter wieder entlassen, doch in Sylvanus sahen die Ankläger den verschlagenen Kopf einer ganzen Gruppe Kurpfälzer Antitrinitarier, so dass auch sein Widerruf dieser Lehre die Richter nicht umstimmte: Sie verurteilten ihn wegen Häresie zum Tod.