Die Epoche der Aufklärung brachte einen wissenschaftlichen Aufschwung in vielen Feldern. Unter wachsender staatlicher Aufsicht wurden etwa an den Universitäten Fakultäten neu strukturiert und Studieninhalte überarbeitet, neue universitäre Fächer wurden geschaffen. Zu diesen gehörte die Tiermedizin. Die erste veterinärmedizinische Einrichtung eröffnete 1762 in Lyon; ihr folgte 1765 Arles. Und im selben Jahr, am 24. März 1765, verfügte Kaiserin Maria Theresia die Gründung einer „Lehrschule für Viehkrankheiten“ in Wien. Doch anfangs hatte man vor allem die Behandlung von Militärpferden im Blick. Und so öffnete zunächst die „Pferde-Curen- und Operationsschule für Militärschmiede“ ihre Pforten; sie gilt als Keimzelle der Veterinärmedizinischen Universität Wien, der ältesten im deutschsprachigen Raum.
Doch Maria Theresia hatte eigentlich mit ihrem Erlass etwas gegen die immer wieder grassierenden Seuchen und Viehkrankheiten bewirken wollen. Erst der 1775 geschaffene Lehrstuhl für Viehseuchen an der medizinisch-chirurgischen Fakultät der Universität Wien rückte in diesem Sinn die landwirtschaftlichen Nutztiere in den Fokus. 1776 folgte die Eröffnung des „k. k. Thierspitals“. Wer in Wien Tiermedizin studieren wollte, musste allerdings approbierter Humanmediziner sein, denn noch weit bis ins 19. Jahrhundert hinein blieb die Veterinärmedizin auch institutionell mit der medizinisch-chirurgischen Fakultät verzahnt.