Nichts sollte bei dem geplanten Anschlag dem Zufall überlassen bleiben; die beiden Täter Heinrich Tillessen und Heinrich Schulz spähten ihr Opfer tagelang aus. Am 26. August 1921 wurde der Zentrumspolitiker und ehemalige Reichsminister der Finanzen Matthias Erzberger von den beiden Mitgliedern der rechtsextremen Organisation Consul bei einem Spaziergang in der Nähe von Freudenstadt im Schwarzwald durch Pistolenschüsse getötet. Erzbergers Begleiter, der Reichstagsabgeordnete Carl Diez, überlebte schwer verletzt.
Als Unterzeichner des Waffenstillstands von Compiègne war Matthias Erzberger nach dem Ersten Weltkrieg für eine Friedensresolution und eine Koalition aus Zentrum und Sozialdemokratie eingetreten. In deutschnationalen und konservativen Kreisen galt er damit im Sinn der „Dolchstoßlegende“ als „Verräter“. Massive Hetzkampagnen von rechts riefen unverhohlen zu seiner Ermordung auf. Erzberger war nicht der einzige Tote: Bis 1924 fielen 400 Menschen den Attentaten von rechtsextremen Gruppierungen zum Opfer. Viele Morde blieben ungesühnt. Auch Erzbergers Attentäter konnten sich ins Ausland absetzen und kehrten nach einer Amnestie 1933 nach Deutschland zurück. Dort machten sie in Kriegsmarine und Waffen-SS Karriere. Ihrer Strafe entgingen sie jedoch letztlich nicht: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden sie für den Mord an Matthias Erzberger zu 15 und zwölf Jahren Gefängnis verurteilt.