Walter Raleighs Aufstieg vom einfachen Militär zum Vertrauten und Berater Königin Elisabeths I. von England war kometenhaft: 1581 hatte die Herrscherin ihn wegen seiner militärischen Leistungen bei der Unterwerfung Irlands an den Hof geholt. Ausgestattet mit der Gunst der Königin, war Raleigh bald der größte Grundbesitzer in Irland und einer der einflussreichsten Männer Englands. Er tat sich durch Kolonisierungsversuche in Nordamerika und zahlreiche Seeexpeditionen hervor, und nur die heimliche Heirat mit Elisabeth Throckmorton ließ ihn vorübergehend das Wohlwollen der Queen verlieren.
So strahlend der Stern Raleighs aufgegangen war, so schnell verglühte er nach dem Tod Elisabeths im Jahr 1603. Noch im selben Jahr wurde er wegen angeblichen Hochverrats gegen ihren Nachfolger Jakob I. zum Tod verurteilt. Nicht wenige Zeitgenossen hielten das für eine Justizposse und einen Tiefpunkt der englischen Rechtsprechung. Immerhin wandelte der König die Strafe zu Festungshaft im Tower um, ehe er Raleigh 1617 begnadigte. Dieser aber wurde schon 1618 erneut verhaftet. Er war gerade von einer Expedition nach Guayana zurückgekehrt, wo seine Männer eine Stadt niedergebrannt hatten. Die vom König 1603 ausgesetzte Todesstrafe müsse wegen dieser Untat nun vollzogen werden, so forderte der spanische Botschafter, und Jakob I., der den Frieden mit Spanien nicht gefährden wollte, musste zustimmen. Am 29. Oktober 1618 wurde Sir Walter Raleigh enthauptet.