Nur um Haaresbreite war die Welt während der Kuba-Krise 1962 an einem Atomkrieg vorbeigeschrammt. Die langwierige Kommunikation zwischen den Entscheidungsträgern USA und UdSSR war ein Grund dafür, dass es beinahe zur Katastrophe gekommen war. Die Übermittlung von Nachrichten zwischen Moskau und Washington dauerte damals noch zwischen sechs und zwölf Stunden – zu lange, wenn atomare Streitkräfte zu Wasser, zu Land und in der Luft in höchster Alarmbereitschaft stehen.
Um diesen Mangel zu beheben, wurde am 30. August 1963 eine Direktverbindung zwischen Moskau und Washington in Betrieb genommen – der „heiße Draht“. Die Kabelleitung verlief über Helsinki, Stockholm, Kopenhagen und London. Stündlich tauschten beide Seiten fortan Testnachrichten aus, um die Funktionsfähigkeit der Verbindung zu prüfen. Für die Übermittlung der geheimen Nachrichten verwendete man ein nicht dechiffrierbares System der Einmalverschlüsselung. Denn am jeweiligen Ende der Leitung befand sich kein „rotes Telefon“, sondern ein Fernschreiber. Er übermittelte die Nachrichten in Schriftform und in der Sprache des Senders; der Empfänger übersetzte sie. Die erste Bewährungsprobe des „heißen Drahts“ kam vier Jahre später: In den frühen Morgenstunden des israelischen Angriffs auf Ägypten im Sechs-Tage-Krieg tauschten der russische Ministerpräsident Alexei Kossygin und US-Präsident Lyndon B. Johnson 20 Nachrichten über die Leitung aus.