Der Religionsgelehrte Schabbtai Zvi, 1626 im türkischen Smyrna geboren, soll unter einer bipolaren Störung gelitten haben. Zumindest schließen Historiker dies aus Berichten über die starken Stimmungsschwankungen des Juden. Dessen ungeachtet führte Zvi ein religiöses Leben. Die jüdische Gemeinde in seiner Heimat zeigte sich allerdings irritiert ob seiner Selbstinszenierung als Prophet. Davon unbeeindruckt, verfolgte Zvi seine Studien und reiste Anfang der 1660er Jahre zunächst nach Ägypten, dann nach Jerusalem. In Gaza traf er auf den Kabbalisten Nathan Aschkenasi, der ihn in seinem Sendungsbewusstsein bestärkte. Dort verkündete er am 31. Mai 1665 vor einer Menschenmenge schließlich, selbst der Messias zu sein.
In Windeseile entstand eine Massenbewegung, die nicht nur den Nahen Osten, sondern auch Europa erfasste. Gerade dort, wo die jüdische Bevölkerung unter dem Eindruck des Dreißigjährigen Krieges und der Chmielnicki-Pogrome stand, war die Bereitschaft, in Schabbtai Zvi den ersehnten Messias zu erblicken, groß. Während sich die Bewegung zum Sabbatianismus formte, der die gesamte jüdische Diaspora erfasste, hielt man in Jerusalem nichts von dem selbsternannten Messias. Zurück in seiner Heimat, konvertierte Zvi unter Druck zum Islam, lebte aber bis zu seinem Tod als Kryptojude. Spuren seiner messianischen Bewegung finden sich bis heute.