Im 17. Jahrhundert war der Londoner Palace of Whitehall die vielleicht größte königliche Residenz in Europa. König Heinrich VIII. hatte die einstige Londoner Residenz der Erzbischöfe von York gekauft, massiv erweitert und zum Hauptsitz der englischen Könige gemacht. Zum Zeitpunkt ihrer größten Ausdehnung soll die Anlage einen Gebäudekomplex mit gut 1500 Räumen sowie Gärten und Parks auf einer Gesamtfläche von über neun Hektar umfasst haben. Doch nur noch das 1622 errichtete Banqueting House ist heute davon übrig.
Wie es dazu kam? Am Nachmittag des 4. Januar 1698 trocknete eine Magd Leinentücher neben einer Schale mit brennenden Kohlen. Als sie die Schale unbeaufsichtigt ließ, gerieten die Tücher und Bettbehänge in Brand, und in Windeseile breitete sich ein Großbrand im ganzen Palast aus. 15 Stunden wüteten die Flammen, ehe sie gelöscht werden konnten – nur um durch Wind am nächsten Tag erneut entfacht zu werden. Was nicht durch das Feuer zerstört wurde, fiel gezielten Gebäudesprengungen zum Opfer, durch die man Brandschneisen schaffen wollte. „Whitehall ist abgebrannt. Nur noch Mauern und Ruinen“, notierte ein schockierter Augenzeuge. Mehrere Menschen, darunter die unachtsame Magd, verloren ihr Leben. Zahlreiche Kunstwerke verbrannten oder wurden geplündert. Einige wenige Gebäudereste wurden in spätere Bauten integriert, doch der Palast selbst wurde angesichts leerer Staatskassen nicht mehr aufgebaut.