Nach einem über zwei Jahren andauernden Prozess wurde die afroamerikanische Bürgerrechtsaktivistin Angela Davis am 4. Juni 1972 aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ihr Schicksal erregte große mediale Aufmerksamkeit, da viele Menschen der Überzeugung waren, dass die junge Philosophie-Professorin zu Unrecht in Haft gewesen war. Aufgewachsen im Bundesstaat Alabama, erlebte Angela Davis hautnah den grassierenden Rassismus der US-amerikanischen Gesellschaft. 1965 studierte sie in Frankfurt am Main bei Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, Ende der 1960er Jahre schloss sie sich kurzzeitig der radikalen „Black-Panther“-Bewegung an. Im Zug der weltweiten Dekolonisierungsbewegung trat sie für einen schwarzen Nationalismus und für die Rückkehr zu den Quellen der afrikanischen Kultur ein.
Die Aktivistin geriet ins Fadenkreuz der Justiz, als bei einer Gefangenenbefreiung vier Menschen starben. Davis war daran nicht beteiligt, doch eine der mitgeführten Waffen war auf sie zugelassen. Das FBI setzte Angela Davis auf die Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher der USA; bei einer Verurteilung hätte ihr die Todesstrafe gedroht. Insbesondere aus der DDR erfuhr die Bürgerrechtlerin große Unterstützung. Während ihrer Haftzeit soll sie von dort rund eine Million Briefe und Postkarten mit dem Aufdruck „Free Angela“ erhalten haben. Zum Dank besuchte Davis gleich nach ihrer Entlassung Ost-Berlin, Leipzig und Magdeburg. Allein in Leipzig feierten sie mehr als 200 000 Menschen.