Es sollte bequem und kaum gebeugt in die Freiheit gehen: Am 5. Mai 1962 gelang einer zwölfköpfigen Gruppe nach 16 Tagen harter Arbeit durch einen spektakulären Tunnel die Flucht aus der DDR in den Westen. Der Tunnel hatte die beachtliche Höhe von 1,75 Meter und führte vom Hühnerstall im Garten der Familie Thomas in der Oranienburger Chaussee 22 unter der Mauer hindurch nach Frohnau im Berliner Norden. Den Aushub von 4000 Eimern Sand entsorgte man in einem nahegelegenen Pferdestall.
Aufgrund seiner Geräumigkeit ging dieser Schacht als „Senioren-Tunnel“ in die Geschichte ein. Schließlich war die Fluchtgruppe eher im gesetzten Alter und bis auf den 18-jährigen Detlef Schauer zwischen 55 und 81 Jahre alt. Mit den umfangreichen Arbeiten war zwar auch die Gefahr der Entdeckung gestiegen. Doch die misstrauischen Grenzsoldaten gaben sich mit Erklärungen zufrieden, die defekten Abwasserleitungen müssten repariert werden. Kaum einer hegte zudem den Verdacht, dass sich ein paar ältere Damen und Herren mit Fluchtgedanken trugen. Die bis dahin gegrabenen Fluchttunnel hatten mit einem Durchmesser von kaum einem Meter eher schmalen Röhren geglichen. Sie waren relativ sicher und ließen sich schnell fertigstellen, weswegen die Grabungsarbeiten wenig Aufmerksamkeit erregten. Die „Republikflucht“ geschah schließlich unmittelbar vor den Augen der Soldaten der DDR-Grenztruppen.