Kriege, Diktatur und Demokratie: Das Reichstagsgebäude inmitten Berlins hat viele Wechsel in der deutschen Geschichte erlebt. Nach zehn Jahren Bauzeit fand der Reichstag in ihm erstmals am 6. Dezember 1894 zu einer Sitzung zusammen. Im holzverkleideten Plenarsaal nahmen 397 Abgeordnete aus 18 Fraktionen Platz. Auffallend war die Kuppel aus Glas und Eisen auf dem von dem Architekten Paul Wallot im Neorenaissance-Stil entworfenen Gebäude, dessen Schlussstein Kaiser Wilhelm II. erst tags zuvor gesetzt hatte. Dennoch: Der Kaiser war alles andere als ein Freund des von ihm als „Reichsaffenhaus“ bezeichneten Parlaments.
Es folgten dramatische Ereignisse und Entwicklungen: der Niedergang des Kaiserreichs, die Ausrufung der Republik sowie der Aufstieg des Nationalsozialismus. Der Reichstagsbrand von 1933 wurde zum Vorwand für die NS-Unrechtsgesetzgebung. Nach massiver Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Reichstagsgebäude in den 1960er Jahren wiederaufgebaut. Sitzungen des Deutschen Bundestages blieben allerdings aufgrund des Vier-Mächte-Abkommens verboten. Nach der Wiedervereinigung und dem Umzug des Deutschen Bundestags von Bonn nach Berlin erfolgte schließlich der komplette Umbau durch den britischen Architekten Sir Norman Forster. Als Wahrzeichen thront erneut eine – diesmal aber begehbare – Glaskuppel auf dem Gebäude, das zu einer der Hauptsehenswürdigkeiten Berlins geworden ist.