Es war die Schlagzeile auf der ersten Seite der französischen Zeitungen: Am 6. Mai 1932 war ein Attentat auf den Staatspräsidenten Frankreichs, Paul Doumer, verübt worden. Beim Besuch einer Büchermesse mitten in Paris hatte ihn ein Pistolenschütze mit zwei Schüssen in Hals und Kopf niedergestreckt. Doumer verstarb noch in der Nacht. Er war kaum ein Jahr im Amt gewesen. Der Attentäter war von umstehenden Personen noch vor Ort überwältigt und der Polizei übergeben worden.
Die Ermittlungen ergaben, dass es sich bei dem Mörder um den russischen Emi-granten Pawel Gorgulow handelte. Er war während der Oktoberrevolution über Prag nach Frankreich geflüchtet, wo er als Arzt und Schriftsteller arbeitete. Es stellte sich heraus, dass Gorgulow eine regelrechte Todesliste erstellt hatte, auf der auch der deutsche Reichspräsident Paul von Hindenburg stand. Paul Doumer aber musste sterben, weil Frankreich aus Sicht Gorgulows allzu untätig im Kampf gegen den Kommunismus in der Sowjetunion gewesen war. Gorgulow selbst sah sich als Faschist und auf Augenhöhe mit Hitler und Mussolini. Aufgrund einer Hirnverletzung im Ersten Weltkrieg stellten sich bei ihm Phasen von Paranoia und geistiger Verwirrung ein. Das Schwurgericht hielt ihn jedoch für schuldfähig. Das Urteil lautete: Tod durch die Guillotine. Trotz Protesten der „Liga der Menschenrechte“ gegen die Hinrichtung eines psychisch Kranken wurde diese am 14. September 1932 vollstreckt.