Nicht wenige prophezeiten ein Scheitern der Expedition. Mit einem Floß, nur aus Balsaholz und mit den Techniken der präkolumbischen Zeit gebaut, wollte der Norweger Thor Heyerdahl über den Pazifik segeln. Ziel der Forschungsreise des Archäologen und Abenteurers war es, eine gewagte Theorie zu beweisen, nämlich die Besiedlung Polynesiens durch die indigene Bevölkerung Südamerikas. Diese habe einst die Inselregion von Osten her über den Pazifik mit Flößen erreicht. Die gängigere wissenschaftliche Meinung lautete, dass Polynesien über Asien besiedelt wurde, also von West nach Ost.
Ausgerüstet mit Proviant, einem Wasservorrat sowie mit einem modernen Funkgerät, begann das Abenteuer Heyerdahls vor der Küste Perus. Der HumboldtStrom trieb das nach einem Inka-Gott
benannte Floß „Kon-Tiki“ langsam, aber stetig in westliche Richtung, bis es am 7. August 1947 vor dem polynesischen Tuamotu-Archipel auf ein Riff lief. In 101 entbehrungsreichen Tagen auf See hatte die sechsköpfige Crew eine Strecke von rund 7000 Kilometern zurückgelegt. Heyerdahls Unternehmen war geglückt und verhalf ihm zu weltweiter Berühmtheit, doch eine wissenschaftliche Anerkennung seiner Theorie blieb ihm versagt. Heute geht man aufgrund von genetischen Untersuchungen davon aus, dass Polynesien vom Westen aus besiedelt wurde. Neuere Analysen ergaben jedoch auch, dass sich in der ostpolynesischen Bevölkerung genetische Spuren südamerikanischen Ursprungs finden.