Sir Thomas Bodley, Diplomat am Hof der englischen Königin Elisabeth I., hatte nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst ein großes Ziel: Er wollte die Bibliothek der Universität Oxford wieder auferstehen lassen und erweitern. Deren Ursprünge reichen zurück bis ins 14. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert verhalf ihr Humphrey, Herzog von Gloucester, zu einer ersten, wenngleich kurzen Glanzzeit, bevor die Reformation eine Zeit des Niedergangs und des Verfalls brachte. Inventar wurde verkauft, und als katholisch geltende Bände wurden aus der Bibliothek verbannt. Deren Überreste bildeten für Bodley den Ausgangspunkt seiner Wiederaufbauarbeit. Ein Bibliothekar, Thomas James, wurde angestellt, und als am 8. November 1602 „Bodley’s Library“ (bald Bodleian Library genannt) für den Studien- und Wissenschaftsbetrieb ihre Pforten öffnete, beherbergte sie gut 2000 Bände, etliche davon aus Bodleys eigener Sammlung.
Thomas Bodley wirkte unermüdlich für die Bibliothek weiter. Ihr Bestand wuchs so schnell an, dass das Gebäude bald ein erstes Mal erweitert werden musste (Arts End). Dies war nicht nur zahlreichen Gönnern zu verdanken, sondern einer Übereinkunft Bodleys mit der Stationers’ Company in London, die der Bodleian Library ein Freiexemplar eines jeden in England publizierten Werkes zusicherte. Heute zählt die Bodleian Library zu den berühmtesten und größten Universitätsbibliotheken der Welt mit einem Bestand von über 13 Millionen Bänden.
