Das Kloster Lindisfarne war um 635 auf einer sturmumtosten Insel vor der Nordostküste Englands gegründet worden. Als Wallfahrtsort und Hort der Frömmigkeit und Bildung war es bald weithin berühmt. Seine exponierte Lage und nicht zuletzt seine gut gefüllten Truhen, Vorratskammern und Schätze machten es zu einem lohnenden Ziel für die plündernden Wikinger (Normannen). „Die Heiden vergossen das Blut von Heiligen vor dem Altar und zertrampelten die Leiber der Heiligen im Haus Gottes so wie den Dung auf den Straßen“, wusste ein Zeitgenosse zu berichten. Die Befürchtungen der Autoren der „Angelsächsischen Chronik“, der zufolge die Plünderung des traditionsreichen Klosters ein sicheres Indiz dafür war, dass die Welt ihrem Ende entgegenging und der Jüngste Tag bald bevorstand, erfüllten sich zwar nicht, die Wikinger jedoch steuerten mit ihren schnellen Drachenbooten immer öfter die Küsten Englands und des Frankenreiches an.
Der Angriff auf Lindisfarne gilt als Auftakt der „Wikingerzeit“, der Epoche der normannischen Raubzüge, die das Abendland bis ins frühe 11. Jahrhundert in Angst und Schrecken versetzten. Lindisfarne erholte sich von den wiederholten Angriffen durch die Nordmänner nicht mehr. 875 verließen die Mönche das Kloster, das erst im 11. Jahrhundert wieder besiedelt wurde.