Der Name war Programm: Wladiwostok heißt übersetzt „Beherrsche den Osten“. Am 20. Juli 1860 hissten Soldaten die russische Flagge am südlichen Ende der Murawjow-Amurski-Halbinsel und gründeten so am äußersten Rand der sibirischen Weiten einen Marine-Vorposten, der zum Ausgangspunkt der russischen Expansion im Osten wurde. China und Russland hatten lange um die Küsten‧region gekämpft, bis China sie im Vertrag von Peking 1860 an das Zarenreich abtreten musste.
Im Dreieck zwischen Japan, Korea und China gelegen, war Wladiwostok zwar Bollwerk gegen die erstarkenden Großmächte im Pazifikraum. Die ersten Siedler waren jedoch nicht nur russische Soldaten und Kolonisten, sondern auch Einwanderer aus vielen Ländern, darunter französische und deutsche Händler sowie chinesische und koreanische Arbeiter. Seit 1903 verband die Transsibirische Eisenbahn Wladiwostok mit dem sieben Zeit‧zonen entfernten Moskau. Mit den folgenden Zuwanderungswellen blühte auch das Wirtschafts- und Kultur‧leben auf.
Die Stadt blieb zugleich Hauptstützpunkt und Heimathafen der russischen Pazifikflotte. Im Kalten Krieg waren dort Atom-U-Boote stationiert, so dass Ausländer die Stadt nur mehr mit einer Sondergenehmigung besuchen konnten. Erst nach dem Ende der Sowjetunion 1991 wurde diese Besuchseinschränkung aufgehoben.