Zu guter Letzt dauerte die Entscheidung nur achteinhalb Stunden. Die Botschafter der fünf europäischen Großmächte – Großbritannien, Frankreich, Österreich, Preußen und Russland – saßen seit November 1830 im Londoner „Foreign Office“ zusammen und berieten über Belgien. Dann, am 20. Januar 1831, einigten sie sich im elften Protokoll auf die Unabhängigkeit und Neutralität des Landes. Der französische Diplomat Charles-Maurice de Talleyrand hatte mit dem britischen Außenminister Lord Palmerston vereinbart, dass Prinz Leopold von Sachsen-Coburg als König Leopold I. den belgischen Thron besteigen sollte. Der neue Staat sollte eine konstitutionelle Erbmonarchie werden. Notwendig geworden war das Treffen durch die belgische Revolution vom August 1830, in der sich die Belgier gegen die im Wiener Kongress beschlossene Zugehörigkeit zum Vereinigten Königreich der Niederlande gewehrt hatten. Sie sahen sich in ihrer katholischen Religionszugehörigkeit und als Französisch sprechende Minderheit unterdrückt. Das Eingreifen niederländischer Truppen scheiterte. Die fünf Großmächte hatten zwar sehr heterogene Inter‧essen, doch einte sie der Wille, einen Krieg in Europa zu vermeiden. Ihnen schien dafür die belgische Unabhängigkeit ein angemessener Preis zu sein. Doch der niederländische König Wilhelm I. liebäugelte noch immer mit einer Annexion. Erst nach einem weiteren gescheiterten militärischen Intermezzo nahm er von einer gewaltsamen Option Abstand.
20.01.1831
Belgien wird eigenständigTeilen: