Nach einer Belagerung von über einem Monat war es den christlichen Kreuzrittern gelungen, Jerusalem zu erobern. Die darauf folgenden Gewalttaten an den muslimischen Einwohnern überstiegen das bekannte Maß an Kriegsgreueln bei weitem. Nicht ohne Übertreibung, aber entsetzt über das Ausmaß des Gemetzels, berichten zeitgenössische Quellen, die Menschen seien knöcheltief im Blut der Getöteten gewatet.
Anführer der Eroberung Jerusalems war mit Graf Gottfried von Bouillon einer der herausragenden Teilnehmer des Kreuzzugs. Als ihm die Königskrone von Jerusalem angetragen wurde, soll er die Würde abgelehnt haben. Stattdessen habe er sich am 22. Juli 1099 zum advocatus sancti sepulchri, zum „Beschützer des Heiligen Grabes“, ernennen lassen. Einen eindeutigen Beleg für diesen Titel gibt es jedoch nicht, denn Gottfried nannte sich in der Regel princeps. Ein Jahr später starb Gottfried, den spätere Dichtungen zum Helden stilisierten, und wurde in der Grabeskirche beigesetzt. Der Nachfolger, sein Bruder Balduin von Boulogne, nahm nun den Königstitel an und wurde als Balduin I. König des 1099 errichteten Königreichs Jerusalem, das bis 1291 Bestand hatte und unter anderem das Gebiet des heutigen Israel umfasste.