„Schneid dir ab den alten Zopf, schneid dir einen Bubikopf “. Dieser Slogan blieb in den 1920er Jahren nicht ungehört. Ob Künstlerinnen, Büroangestellte oder Verkäuferinnen, sie alle schnitten sich die langen Haare ab. In Frankreich durch Coco Chanel bereits bekannt, kam der Bubikopf in Deutschland vor allem durch einen Film in Mode: Am 9. Februar 1921 wurde der Film „Hamlet“ uraufgeführt, in dem die Hauptrolle durch die bekannte Schauspielerin Asta Nielsen besetzt war. Sie trug, Gipfel der Provo‧kation, einen männlichen Kurzhaarschnitt. Der Film floppte, der Bubikopf jedoch eroberte in Windeseile die deutschen Friseursalons.
Die neue Frisur war mehr als nur eine Modeerscheinung. Sie symbolisierte die „neue Frau“, die emanzipiert einer eigenen Beschäftigung nachgeht. Vor der Weltwirtschaftskrise waren fast 36 Prozent der weiblichen Bevölkerung erwerbstätig. Eine Frau, die jeden Morgen zur Arbeit eilte, hatte keine Zeit für aufwendiges Frisieren. Außerdem war die Frisur auch beim Sport praktisch. So stand der Bubikopf für Beweglichkeit, Bequemlichkeit und Modernität. Dass die Geschlechtergrenzen hier zunehmend verwischt wurden, beäugte man in konservativen Kreisen mit argwöhnischen Blicken. Die Frauen, so befürchtete etwa die „Vossische Zeitung“, wollten in jeder Hinsicht die Männer ersetzen und es sich gleichzeitig zu bequem machen. Die Frauenzeitschriften wie „Uhu“, „Die Dame“ oder „Elegante Welt“ aber verbreiteten äußerst wirkungsvoll das Bild der neuen selbstbewussten Frau mit Kurzhaarschnitt.