Marcus Tullius Cicero galt in Rom als einer der besten Redner aller Zeiten, dessen Talent insbesondere vor Gericht gern in Anspruch genommen wurde. Bis heute hat er den Ruf, zudem einer der rechtschaffendsten Männer Roms gewesen zu sein, doch klar ist, daß er als Politiker nicht immer seinen hohen moralischen Ansprüchen gemäß handelte. Als er im Jahr 59 v.Chr. zusammen mit Q. Hortensius die Verteidigung seines Freundes L. Valerius Flaccus übernahm, war sein Ziel keineswegs die Wahrheitsfindung im Sinne der Gerechtigkeit, sondern er revanchierte sich dafür, daß Flaccus ihm einmal einen politischen Gefallen getan hatte. Flaccus war ohne Zweifel schuldig. Gleich mehrere Städte der Provinz Asia, die er kurze Zeit zuvor verwaltet hatte, klagten ihn wegen Amtsmißbrauchs und Bereicherung an. Er habe unter anderem Gelder veruntreut, die eigentlich für die religiösen Feste der Städte bestimmt gewesen seien. In seiner heute noch größtenteils überlieferten Gerichtsrede „Pro Flacco”, machte Cicero sich nicht einmal die Mühe, diese Punkte zu widerlegen, es genügte ihm, die auswärtigen Zeugen lächerlich zu machen. Die Richter sollen so herzlich gelacht haben, daß sie Flaccus trotz erwiesener Schuld freisprachen.
59 v. Chr.
Cicero und FlaccusTeilen: