Als Caracalla, der letzte severische Kaiser, 217 n. Chr. ein gewaltsames Ende gefunden hatte, gelang es den hinterbliebenen Frauen der Familie, dem aus dem syrischen Emesa stammenden Varius, einem Cousin Caracallas, zum Sieg zu verhelfen. Es störte niemanden, dass der junge Mann als unehelicher Sohn seines Cousins ausgegeben wurde, um seinen Herrschaftsanspruch zu rechtfertigen. Eher ungewohnt war Va‧rius’ Verhalten. Als der neue Kaiser im Herbst 219 in Rom einzog, sah man ihn vor einem schwarzen Stein einherschreiten, dem Fetisch seines Gottes. Der Jüngling war nämlich ein devoter Anhänger des Elagabal-Kultes seiner Heimatstadt. Tatsächlich ging der Herrscher später unter dem Namen dieses Gottes in die Geschichte ein.
Der neue Kaiser Elagabal setzte sich schnell zwischen alle Stühle. Mit seinen Demütigungen provozierte er die Senatoren, um zu zeigen, wer nun das Sagen hatte. Er legte sich mit seiner Tante und seiner Großmutter an, die vermitteln wollten, um ihre Macht nicht zu gefährden. Vor allem aber stellte Elagabal „seinen“ Gott über alle anderen – so etwas fanden die Römer völlig unzumutbar. Darüber hinaus heiratete der junge Mann auch noch eine Vestalin – ein unerhörtes und nie gesehenes Vergehen in Rom. Gerüchte über Orgien und die versuchte Geschlechtsumwandlung eines triebgesteuerten Egomanen zusammen mit Misswirtschaft und Korruption führten dazu, dass Elagabal zuletzt auch die Prätorianer gegen sich aufbrachte, die ihn zuvor immer unterstützt hatten. Er und seine Mutter wurden 222 n. Chr. ermordet; Elagabals Leichnam zog man durch die Kloake.