„Tot oder lebendig. Ich werde diesen Preis bekommen.“ René Auguste Caillié war überzeugt, daß er der erste Europäer sein werde, der einen Fuß in die sagenhafte Stadt Timbuktu setzt. Die 10 000 Francs, die von der Französischen Geographischen Gesellschaft für diese „Entdeckung“ ausgesetzt worden waren, wären als Anreiz gar nicht nötig gewesen. Denn der aus armen Verhältnissen stammende junge Franzose hatte einen anderen Antrieb für seine Abenteuerreisen: „Vor allem die Geschichte von Robinson Crusoe erhitzte mein junges Gemüt“, schrieb Caillié später in seinem Reisetagebuch. „Ich brannte darauf, wie er Abenteuer zu erleben. Ich spürte sogar schon in meinem Innersten den Ehrgeiz, durch irgendeine wichtige Entdeckung berühmt zu werden.“ Von Crusoe schaute sich Caillié sein Erfolgsgeheimnis ab: Anders als viele seiner Vorgänger, die sich nur in Begleitung eines riesigen Trosses von Sklaven und Helfern, von Packtieren und einer großen Menge an Material ins Dickicht des Dschungel wagten, verließ er sich nur auf sich selbst. Und auf eine List: Verkleidet als ägyptischer Araber wollte er den Weg ins angebliche Goldreich von Timbuktu antreten. Am 31. März 1827 startete er sein waghalsiges Unterfangen. Gut ein Jahr später verzeichnete er in seinem schon erwähnten Reisetagebuch die Ankunft in Timbuktu. Er selbst zweifelte daran, daß diese Ansammlung von Lehmhütten, die sich an die Biegung des Niger schmiegte, die Stadt des legendären Goldreichtums sein sollte. Doch es stimmte. 14 Tage hielt sich Caillié in der Stadt auf, ohne, daß seine Tarnung aufflog. Als er im September in Tanger stolz dem französischen Vizekonsul von seiner Entdeckung berichtete, begannen schon die ersten Zweifel laut zu werden. Schließlich war eine Überprüfung der Angaben Cailliés unmöglich – wer sollte sich diese Tortur noch einmal antun? Doch die geographische Gesellschaft zweifelte nicht und übergab ihm Ende des Jahres den ausgesetzten Preis.
20. April 1828
Der erste Europäer in Timbuktu2. Mai 2003
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