Der Koloß von Rhodos stürzt

Monatelang hatte die Stadt Rhodos die Belagerung des Demetrios Poliorketes (des Städtebelagerers) ertragen. Als er im Jahr 304 v. Chr. endlich erfolglos abzog, mußten die Rhodier ein Gelübde erfüllen. Sie hatten dem Hauptgott ihrer Insel, dem Sonnengott Helios, für ihre Errettung eine Statue gelobt, und zwar eine gigantische, einen Koloß. Günstig für die Rhodier war vor allem eines: Demetrios hatte bei seinem Abzug die Belagerungsmaschinen zurückgelassen. Der Erlös aus ihrem Verkauf brachte den Inselbewohnern so viel ein, daß ihre Statue größer als zunächst geplant ausfiel. Über 30 Meter hoch soll sie gewesen sein, gefertigt aus etwa 15 Tonnen Bronze und neun Tonnen Eisen. Ob ihr Architekt Chares von Lindos sie allerdings als eine Art Leuchtturm über die Hafeneinfahrt gestellt hat, wie spätere Abbildung sie gerne darstellen, ist sehr fraglich. Als sie dann um das Jahr 227 v. Chr. von einem Erdbeben zerstört wurde, beschädigte sie zudem bei ihrem Sturz zahlreiche Häuser in der Umgebung. Mitten in der Stadt scheint sie also gestanden zu haben, und dort ließ man ihre Überreste auch liegen. Ein Orakel soll vor dem Wiederaufbau gewarnt haben. Aber Besucher waren auch schon von der Größe der einzelnen Stücke gebührend beeindruckt: Selbst einen einzigen Finger konnte ein Mann nicht mit den Armen umspannen. So ist es auch nicht verwunderlich, daß nicht nur die Bezeichnung „Koloß“ für eine Riesenstatue sprichwörtlich werden sollte, sondern daß auch die Statue selbst, obwohl sie nur wenige Jahrzehnte gestanden hat, zu den Sieben Weltwundern gezählt wurde.

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