Schon die mittelalterliche Geschichtsschreibung tat sich schwer, Herrschaft und Person des westfränkischen Königs Ludwig V. zu charakterisieren. „Qui nihil fecit“ – „der nichts bewerkstelligte“ – nannte ihn Odorannus von Sens im 11. Jahrhundert. Der Name blieb haften, bis heute kennt man Ludwig V. als den „Nichtstuer“ oder „den Faulen“. So negativ urteilte Odorannus freilich nicht. Er meinte wohl eher, dass Ludwig in der kurzen Zeit seiner Herrschaft keine Zeit bleib, Spuren seiner Politik zu hinterlassen. Denn nur 14 Monate nachdem er die Nachfolge seines Vaters Lothar angetreten hatte, starb er etwa 20-jährig.
Bereits 979 war er von seinem Vater zum Mitregenten erhoben und gekrönt worden. Im März 986 hatte Ludwig ohne Widerstand der Fürsten den westfränkischen Thron bestiegen. Zunächst waren es seine Mutter Emma, Tochter der Kaiserin Adelheid, und Erzbischof Adalbero von Reims, die einen politischen Ausgleich mit dem konkurrierenden ottonischen Herrscherhaus suchten. Ludwig indes vertrieb die moderaten Kräfte vom Hof und setzte zunächst auf eine Politik der Konfrontation mit den Ottonen und deren Anhängern. Sein Sinneswandel kam zu spät: Im Mai 987 ereilte ihn jener töd‧liche Jagdunfall, der den westfränkischen Thron vakant zurückließ. Mit Ludwig V. starb der letzte legitime Karolinger, ohne einen Erben zu hinterlassen. Auf einer Versammlung in Senlis wurde der mächtige Hugo Capet zum König gewählt. Nach ihm wurde das Geschlecht der Kapetinger benannt.