Wer die Millionen von Zuschauern heutzutage sieht, kann es kaum glauben: Der erste Rosenmontagszug in Köln war eine Veranstaltung der städtischen Oberschicht, eigens eingeführt als Gegengewicht zum allzu volkstümlich gewordene Fasnachtstreiben der breiten Masse. Ein Almanach von 1824 blickt zurück: Da sich auf den Straßen „meistens Ausgeburten der Trivialität“ gezeigt hätten, „beschlossen“ im Winter 1822 „einige junge, zur That rasche Männer, die alte, hoch gerühmte Feier zu retten.“ Bereits dieser erste Umzug begründete die Tradition, daß jeder närrische Aufmarsch ein besonderes Thema haben muß. Das Thema dieses ersten Umzugs lautete „Die Thronbesteigung des König Carneval“ und war damit ein ganz und gar bürgerliches Motto, konnte sich doch hinter den prunkvollen Fantasiekostümen des Hofstaats von König Carneval auch stiller Spott über die echten Herren und ihre Schranzen verbergen. Alles in allem war der Umzug die süffisante Persiflage eines traditionellen „königlichen Adventus“ – eines Herrschereinzugs, wie ihn Köln schon oft erlebt hatte. Diese Dimension blieb den einfachen Bevölkerungsschichten wohl eher verschlossen – keineswegs jedoch der Obrigkeit: Gegen die Bezeichnung „König Carneval“ erhob die Königlich – Preußische Polizei sogleich Einspruch. Um der drohenden Anklage wegen Majestätsbeleidigung aus dem Weg zu gehen, wurde der Protagonist des Zuges kurzerhand umbenannt – in „Held Carneval“.
10. Februar 1823
Der „Zoch kütt“ zum erstenmalTeilen: